- Standardsignatur1265
- TitelDominanzminderung als oekologisches Prinzip/ eine Neubewertung der urspruenglichen Waldnutzungen fuer den Arten- und Biotopschutz am Beispiel der Tagfalterfauna eines Auenwaldes in der Nordschweiz
- Verfasser
- Erscheinungsjahr1997
- SeitenS. 3-127
- Illustrationenzahlr. Lit. Ang.
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200095521
- Quelle
- AbstractIm Fallbeispiel wird die heutige Tagfalterfauna der Thurauen (Flaach, Kt. Zuerich) mit jener von 1918 bis 1930 verglichen. Als Grundlage dient das Entomologische Tagebuch von Dr. Friedrich Ris. In den rund 65 Jahren zwischen den Vergleichszeitpunkten sind ein Drittel der Tagfalterarten aus dem Auengebiet an der Thurmuendung verschwunden (zur Zeit von Ris 80, heute 53 Arten). neu aufgetaucht sind dagegen nur zwei Arten. Mehr als die Haelfte der verschwundenen Arten gelten heute in der Schweiz als gefaehrdet. Am meisten Verluste hat die oekologische Artengruppe erlitten, die ueblicherweise dem extensiv genutzten Freiland zugeordnet wird. Es folgen die Arten der Misch- und Uebergangslebensraeume zwischen dem geschlossenen Wald und dem Freiland. Die Individuenzahlen aller Arten zusammen haben sich gesamthaft um rund das 10fache verringert, die Zahl der Fundorte um zwei Fuenftel. Betrachtet man das Waldareal der Thurauen fuer sich allein, betraegt der Artenrueckgang fast die Haelfte. Seltene Schmetterlingsarten haben sich im Wald nur auf einigen magerwiesenaehnlichen Partien im Umfeld von Jungwuechsigen halten koennen. Dieser Lebensraum entstand im Zuge grossflaechiger Umwandlungen der frueheren Ausschlag- und Foehrenwaelder. Er ist entsprechend voruebergehender Natur. Im Unterschied dazu sicherte die fruehere Nutzung den Artenreichtum langfristig: Auf den feuchteren Standorten in den alten Flusslaeufen herrschte Nieder- und Mittelwaldbetrieb, und auf den trockenen Sandboeden der ehemaligen Inseln stocke sehr vorratsarmer Foehrenwald, in dem ebenfalls regelmaessig Unterholzschlaege ausgefuehrt wurden. Zur Zeit von Ris fand im Wald wohl noch Gras- und Streunutzung statt, aber nicht mehr die Waldweide. Die Gemeindewaelder in den Rhurauen waren aus der Allmend hervorgegangen. Die fruehere Tagfalterfauna des Waldareals umfasste auch fast alle gefaehrdeten und sogenannten Freilandarten des Untersuchungsgebietes. heute weisen weder die frueheren Ausschlagwaelder, die seit wenigsten 40 Jahren ungenutzt und am Auswachsen sind, noch die bereits in Hochwald ueberfuehrten oder umgewandelten Bestaende nennenswerte Tagfaltervorkommen auf. An mehreren Stellen in der weiteren Umgebung der Thurauen hat auch die quantitative Waldvermehrung auf landwirtschaftlichen Grenzertragsstandorten zum Verschwinden von frueher artenreichen Lebensraeumen gefuehrt. Auenwaelder wurden ueberall in Mitteleuropa als Weide- und Ausschlagwaelder genutzt. Trotzdem schreibt man ihre strukturelle und biologische Vielfalt haeufig nur der Flussdynamik und der relativen Jugend der Boeden zu. Den frueheren Nutzungseinfluss uebersieht man jedoch nicht nur in den Auen, sondern in vielen weiteren waldhemmenden Lebensraumtypen. Dabei gibt es viel Anschauungsmaterial dafuer, wie sich auch extreme Standorte nach der Nutzungsaufgabe auf natuerliche Weise im Sinne der Ertragsfaehigkeit verbessern. In lichte und artenreiche Bestockungen ohne Nutzung halten dominante Baumarten Einzug, und die standortvielfalt wird eingeschraenkt. In einer ersten Verallgemeinerung laesst sich, zunaechst fuer die Tagfalter, die Bedeutung der nutzungsbedingt lichten Waelder ueber die Auenstandorte hinaus belegen. In einem kursorischen Ueberblick werden sodann Argumente zusammengetragen, die dies auch fuer Pflanzen, Voegel, holzbewohnende und phytophage Insekten auf Baeumen und Straeuchern nahelegen. Die urspruenglichen Nutzungsweisen im Wald bezeichnen wir zusammen mit der extensiven Gruenlandbewirtschaftung als Austragsnutzungen. Sie ersetzen die entnommene Biomasse nicht durch Duengung oder andere kultivative Massnahmen. Von den Produktionsformen der Industrielaender unterscheiden sie sich im wesentlichen dadurch, dass fuer sie grundsaetzlich alle Formen der Biomasse von Wert sind, nicht nur ein einzelnes Produkt wie etwa im Hochwald das Stammholz. Die heutige Stammholzproduktion korreliert mit der Optimalphase. Diese verarmt hinsichtlich der Struktur- und Artenvielfalt schon im Naturwald, ..
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