Drei in verschiedenen Laendern angewandte Methoden der Verbissbeurteilung, die auf unterschiedliche Konzepte des SOLL-IST-Vergleiches der Waldverjuengung aufbauen, werden vergleichend dargestellt und kritisch diskutiert. Moeglichkeiten und Grenzen der Anwendung sowie weiterfuehrender Forschungsbedarf werden abgeleitet. 1. Die Methode "Eiberle" (Schweiz), die auf einer Erfassung des Verbissprozentes beruht und keine eingezaeunten Vergleichsflaechen erfordert, zeichnet sich durch ihre einfache Anwendbarkeit aus. Dies gilt fuer die Auswahl und Instandhaltung der Probeflaechen (Stichprobenraster) ebenso wie feur Datenerhebung und Auswertung. Sie liefert neben der Verbissintensitaet auch repraesentative Daten ueber Struktur und Verteilung der waldverjuengung. Trotz ihrer objektiven Nachvollziehbarkeit und des operationalen SOLL-IST-Vergleiches ist eine realistische Beurteilung des Wildschadens nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen moeglich; die Verbissintensitaet ist lediglich ein sehr indirekter Weiser fuer den Wildschaden. 2. Die beiden Vergleichsflaechenmethoden (Oesterreich, Deutschland), die mit Flaechenpaaren bestehend aus gezaeunter und ungezaeunter Flaeche arbeiten, ermoeglichen realistische Aussagen ueber den Einfluss des Schalenwildes auf die Waldverjuengung und die Abgrenzung von anderen Einflussfaktoren, ebenso Aussagen ueber den entstehenden Wildschaden und ueber die Dynamik von Wildeinfluss und Wildschaden. Diese Verfahren sind jedoch sowohl im Hinblick auf die Zaunerrichtung und -erhaltung als auch auf die Datenauswertung wesentlich aufwendiger als die Eiberle-Methode. Repraesentative Daten ueber Struktur und Verteilung der gesamten Waldverjuengung werden in der Regel nicht gewonnen, weil die Zaeune meist nur in bestimmten Straten der Verjuengung (z.B. verjuengungsnotwendige Waldflaechen mit beginnender Waldverjuengung) errichtet werden; Verjuengungsinventuren werden durch diese Verfahren in der Regel nicht ersetzt. Bei gleicher Art der Datenerhebung sind je nach Fragestellung und landesspezifischer Ausgangslage unterschiedliche Auswertungsmethoden moeglich, auch SOLL-Werte und Toleranzgrenzen sind im Gegensatz zur Eiberle-Methode lokal und regional modifizierbar. Die Weiterentwicklung der Methoden erfordert auch eine Einbeziehung von Boden, Bodenvegetation und zoologischen Aspekten. Zum besseren Verstaendnis der Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und pflanzenfressenden Huftieren sowie zur objektiveren Einschaetzung von "Wildschaden" und "Wildnutzen" sind langfristige Untersuchungen mittels der Vergleichsflaechenmethode in verschiedenen Waldoekosystemen erforderlich.