Eichensterben-Episoden traten wiederholt in den letzten zweihundertfünfzig Jahren wie auch in den letzten Dekaden auf. Auf der Grundlage historischer Aufzeichnungen und dendrochronologischer Untersuchungen wurde das Eichensterben in Mitteleuropa auf einzelne oder kombinierte Auswirkungen klimatischer Extreme (Winterfrost, sommerliche Trockenheit), Entlaubung durch herbivore Insekten und Befall mit pathogenen Pilzen zurückgeführt. Im vorliegenden Beitrag wird auf der Basis einer Literaturübersicht die Rolle verschiedener abiotischer (Luftverschmutzung, Stickstoff-Eutrophierung, bodenchemischer Stress, Witterungsextreme, Standortsbedingungen) und biotischer Faktoren (fraßbedingte Entlaubung durch Insektenlarven, Borkenkäfer, pathogene Pilze, Mikroorganismen) diskutiert, die mit Eichensterben in Verbindung gebracht wurden. Vor dem Hintergrund von Untersuchungen, die auf drei unterschiedlichen Ebenen (von Experimenten mit Jungbäumen bis zum Monitoring im überregionalen Maßstab) an Quercus petraea und Q. robur durchgeführt wurden, wird ein Modell der Wechselwirkungen abiotischer und biotischer Faktoren bei der Entstehung des Eichensterbens vorgestellt. Dieses Modell gilt für mitteleuropäische Eichenbestände an stärker sauren Standorten (pH (H2O)4,2; auf Böden mit höherem pH-Wert können Phytophthora-Arten zum Eichensterben beitragen). Eine Kombination von Kahlfraß in aufeinanderfolgenden Jahren und Witterungsextremen ist bei der Entstehung von Eichenschäden die bedeutendste. Von den drei Faktoren Kahlfraß, sommerliche Trockenheit und Winter- bzw. Spätfrost müssen mindestens zwei zeitgleich oder kurz nacheinander auftreten, um schwerwiegende Episoden von Eichensterben auszulösen. Schadverstärkende Stressfaktoren sind wechselfeuchte Standortsbedingungen, die, insbesondere bei Q. robur, die Anfälligkeit der Bäume für Trockenstress aufgrund der Beeinträchtigung des Wurzelwachstums im Unterboden erhöhen, sowie möglicherweise überschüssiger Stickstoff, der, in Kombination mit Trockenstress, bei Q. robur zu einer drastischen Abnahme der Konzentration sekundärer Pflanzenstoffe in den Blättern führt und somit die Bäume wahrscheinlich anfälliger für fraßbedingte Entlaubung macht. Luftverschmutzung, bodenchemischer Stress (einschließlich überschüssiges Mangan) und Stickstoff-induziertes Nährstoffungleichgewicht scheinen im Ursachenkomplex des Eichensterbens keine wesentliche Rolle zu spielen. Auf der Grundlage des vorgestellten Modells lässt sich die Entstehung der jüngsten Eichenschäden in Nordwestdeutschland angemessen erklären.