Die Penetration der Wurzelrindengewebe von Picea sitchensis durch A. ostoyae, A. mellea und H. annosum wurde unter folgenden Bedingungen untersucht: ohne Verletzung, mit oberflächlicher Verletzung (sekundäres Phloem exponiert) und tiefe Verletzung (bis zum vasculären Kambium). Beide Armillaria-Arten durchdrangen die unverletzte Rinde, aber sie bildeten keine Rhizomorphen. Nach Inokulation der unverletzten Rinde drang A. ostoyae in 48 Tagen 39 Zellschichten tief ein, A.mellea in derselben Zeit 25 Zellschichten tief. Armillaria mellea durchwuchs das Gewebe nach oberflächlicher Verletzung signifikant schneller als A. ostoyae. Beide Arten bildeten im verletzten Wirtsgewebe Rhizomorphen. Bei Inokulation von tiefen Wunden waren die Rindennekrosen bei A. mellea grösser als bei A. ostoyae. Heterobasidionannosum konnte unverletztes Rindengewebe nicht durchdringen, nach oberflächlicher und tiefer Verletzung durchwuchs das Myzel jedoch die lignifizierte und suberinisierte Abgrenzungszone (LSZ) 12 Tage nach der Inokulation. Bei oberflächlicher oder tiefer Verletzung ohne Inokulation war innerhalb von 25 Tagen eine strukturell zusammenhängende LSZ vorhanden, und nach 48 Tagen war das Wundperiderm (WP) voll ausdifferenziert. Nach der Inokulation war die Bildung der LSZ und des Wundperiderms in den meisten Bäumen jedoch verzögert oder gehemmt, insbesondere nach einer Inokulation mit A. ostoyae oder A. mellea. Die Suberinisierung in der LSZ und dem WP blieb hier 48 Tage nach der Inokulation diffus und unzusammenhängend. Zudem verhinderte ein vorhandenes Wundperiderm das weitere Vordringen der Pathogene nicht. Es gab Unterschiede zwischen den Bäumen in der Tiefe der Ausbreitung der Pathogene, was möglicherweise auf unterschiedliche Anfälligkeit individueller Wirtsgenotypen hinweist. Mögliche Resistenzfaktoren auf Seiten des Wirtes bei der Penetration des Rindengewebes durch Armillaria und Heterobasidion werden diskutiert.