Standardsignatur
Titel
Oekosysteme zwischen Stabilitaet und Veraenderung : Wildbachverbauung und Gewaesseroekologie
Verfasser
Erscheinungsjahr
1994
Seiten
S. 61-72
Illustrationen
15 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200091252
Quelle
Abstract
Durch die Anforderungen und Taetigkeiten im Bereich der Wildbach- und Lawinenverbauung werden Problembereiche in den Interaktionen Gesellschaft - Oekosystem in besonderer Weise sichtbar. Vereinfacht wird von diesen Taetigkeiten gleichzeitig der Schutz vor den Naturgefahren und der Schutz eben dieser gefahrenverursachenden Natur gefordert. Hinter diesen Erwartungen stehen gegensaetzliche Vorstellungen ueber die Ausgewogenheit unbeeinflusster natuerlicher Systeme und die Gefahren unbeherrschbarer Naturkraefte. Die Untersuchung der zeitlichen Ablaeufe von oekosystemaren Prozessen zeigt die Relativitaet menschlicher Masstaebe und Vorstellungen. Geologische Prozesse wie z.B. Gebirgsbildungen und -abtraege verlaufen in Zeitraeumen, die der menschlichen Erfahrung nicht direkt zugaenglich sind. Kurzfristige Kumulationen von Ereignissen (z.B. Erdrutsche) werden nicht als Teil langfristiger Prozesse, sondern als zufaellige Einzelereignisse (Katastrophen) aufgefasst. Durch die langfristige Kontinuitaet der geologischen Prozesse koennen technische Loesungen immer nur zeitlich begrenzte Wirkungen entfalten. Bei oekosystemorientierten Loesungen (z.B. durch Erhaltung bzw. Foerderung von bestimmten Oekosystemen) waeren theoretisch langfristige Wirkungen zu erwarten. Diese Loesungen stossen jedoch dort an die Grenzen ihrer Leistungen, wo die Kraefte und die Dynamik abiotischer Prozesse (z.B. Hochwaesser, Erdrutsche) die Leistungsfaehigkeit der biotischen Prozesse uebersteigt. Durch den Einfluss menschlicher Aktivitaeten koennen jedoch die Leistungsfaehigkeiten der biotischen Systeme in wesentlichem Ausmass veraendert werden. Dies fuehrt zur Erweiterung der Betrachtung in raeumlicher Hinsicht. Durch direkte Veraenderungen der Oekosysteme an ihren Standorten (z.B. Holznutzung, Beweidung, Gelaendeveraenderungen) koennen die strukturellen und dynamischen Verhaeltnisse der Oekosysteme so veraendert werden, dass ihre Leistungsfaehigkeiten bezueglich der Rueckwirkungen auf geologische Prozesse drastisch verringert werden. Aehnliche Effekte koennen auftreten, wenn die Oekosysteme durch indirekte Einwirkungen (z.B. Veraenderungen des Spektrums stofflicher Eintraege ueber die Atmosphaere, Klimaveraenderungen) beeinflusst werden. Die Ueberlagerung aller Einwirkungen bestimmt letztlich die Leistungsfaehigkeit der betroffenen Oekosysteme. Mit zunehmendem Verlust der Leistungsfaehigkeiten schwindet auch das Ausmass der Rueckwirkungen auf geologische und hydrologische Prozesse und damit auch die erwartete Pufferwirkung gegenueber diesen Prozessen. Fuer die Praxis ergeben sich daraus verschiedene Konsequenzen. Unter Beruecksichtigung der begrenzten Moeglichkeiten zur Risikoverringerung muessen neben Massnahmen in den Gefahrenzonen auch flaechenbezogene Massnahmen gesetzt werden.