Immissionsabschaetzung bei Nuklearunfaellen. Projektabschnitt I : Implementierungung und Weiterentwicklung des diagnostischen Stroemungsmodells, Anpassung an die orographischen Gegebenheiten in Oesterreich, Schaffung einer benutzerfreundlichen Oberflaeche zur einfachen Handhabung des Modells
Zur Nutzung der Messdaten des Teilautomatischen Wettererfassungssystems (TAWES) der Zentralanstalt fuer Meteorologie und Geodynamik im Rahmen der Krisenfallvorsorge wurde fuer die Berechnung der Ausbreitung radioaktiver Substanzen das Modellsystem TAMOS (TAwes MOdell System) an einer Spare 10 Workstation erstellt. Dabei wurde fuer die Berechnung mesoskaliger Windfelder das diagnostische Windfeldmodell CALMET von Scire et al. (1990) weiterentwickelt und ein Trajektorienmodell angeschlossen. Das Modellpaket wurde mit der TAWES-Datenbank verknuepft, und es wurde fuer die Anwendung im Krisenfall eine beutzerfreundliche Oberflaeche geschaffen. Damit koennen unter der Voraussetzung eines ausreichen dichten und repraesentativen Messnetzes im betrachteten Gebiet Echt-Zeit-Berechnungen der Stroemungs- und Transprotverhaeltnisse durchgefuehrt werden. Das neue erstellte Modellsystem TAMOS setzt sich im wesentlichen aus folgenden Programmteilen zusammen: - einer beutzerfreundlichen Oberflaeche zur einfachen Handhabung des Modells - einer automatisierten Datenbankabfrage fuer die Zusammenstellung aller benoetigten meteorologischen Messdaten - einer automatisierten Zusammenstellung aller relevanten geographischen Gitterinformationen, derzeit die Gelaendehoehen, und als Option weitere Felder wie Landnutzungsdaten oder Albedo - einem massenkonsistenten Windfeldmodell, das auf der Basis von gemessenen Winddaten unter Beruecksichtigung orographischer Einfluesse Windfelder und Grenzschichtparameter berechnet - einer Trajektorienberechnung basierend auf Resultaten des Windfeldmodells. Umfangreiche Programmodifikationen an CALMET waren im Hinblick auf die Anforderungen feur den Einsatz bei einem nuklearen Stoerfall notwendig. Dabei wurde besonderer Wert auf die rasche, einfache und ausfallssichere Anwendbarkeit des Modellpakets gelegt. Ein neuer Programmbaum bis hin zur Trajektorienberechnung wurde entwickelt. Wegen der unterschiedlichen Struktur der Eingangsdatensaetze und Datenbanken gegnueber den in den USA verwendeten Formaten mussten weite Programmteile des urspruenglichen Modells komplett ersetzt werden. Der Aufbau des Modellgitters wurde im Hinblick auf die geplante maximale Ausdehnung des Anwendungsgebietes - Oesterreich und grenznahe Bereiche - neu gestaltet und eine zweckmaessige Kopplung mit den topographischen Informationen wurde vorgenommen. Durch Verwendung der TAWES Visualisierung wurde ein uebersichtlicher Output geschaffen. Schliesslich wurde eine benutzerfreundliche Oberflaeche zur einfachen Handhabung des Modells erzeugt. Als naechster Schritt wird das Modellsystem in einem Folgeprojekt getestet werden, wobei der Schwerpunkt auf der Evaluierung der Modellergebnisse liegen wird. Zur einfacheren Handhabung soll auch das bestehende prognostische Trajektorienpaket in die geschaffene Benutzeroberflaeche eingegliedert werden - eine Ueberarbeitung, die auch wegen der Abloese der Cyber-Grossrechner durch ein SPARC-center 2000 System an der ZAMG notwendig wird. Laengfristig ist geplant, an die Trajektorienberechnungen Diffusions- und Depositionsmodelle anzuschliessen. Mit TAMOS steht ein diagnostisches Modellsystem fuer den Einsatz bei Stoerfaellen in Kernanlagen zur Verfuegung; damit ist ein weiterer Baustein an einem wirksamen meteorologischen Instrumentarium fuer das Krisenmanagement bereitgestellt.