Insektenökologie: Ein ökosystemarer Ansatz

2001

S. 124-130

21 Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200088063

Blattläuse können in Waldökosystemen Auslöser von komplexen biotischen Rückkopplungsprozessen sein, die unterschiedliche Beobachtungsebenen umfassen. Im Zentrum der Untersuchungen standen deshalb biologische Anpassungsmechanismen, Ameisen-Blattlaus-Interaktionen und Wechselwirkungen zwischen Blattläusen und epiphytischen Mikroorganismen im Kronenraum von Fichten sowie deren Auswirkungen auf die Energie- und Nährstoffflüsse. Trotz der vielfältigen und komplexen Wechselbeziehungen lassen sich auf verschiedenen Organisationsebenen Muster erkennen. So führte die hohe phänotypische Plastizität der Blattläuse dazu, dass sie trotz sehr unterschiedlicher Umweltbedingungen im Verlauf einer Saison sehr ähnliche Fitnesswerte in aufeinanderfolgenden Generationen erreichten. Durch die Ausscheidung von energetisch hochwertigen Extrementen (Honigtau) auf befallenen Bäumen war das Wachstum von epiphytischen Bakterien, Hefen und filamentösen Pilzen auf den Nadeln im Vergleich zu den unbefallenen Nadeln deutlich erhöht. Diese biotischen Prozesse führten zu einer Reduktion der anorganischen Stickstoffflüsse (NH4-N, NO3-N) und zu einer Erhöhung der K+- und DOC-Flüsse unter befallenen Bäumen. Diese Prozesse waren auch bei Einträgen von Umweltschadstoffen (NS-Säure, N, S) qualitativ sehr stabil. Interdisziplinär ausgerichtete Ansätze ermöglichen es, die Ergebnisse von unterschiedlichen Beobachtungsebenen (z.B. Lebensstrategien von Individuen, Populationsdynamiken, lokale Ökosystemprozesse) miteinander zu verbinden und deren jeweilige Bedeutung unter sich verändernden Umweltrahmenbedingungen zu charakterisieren. Ein Verständnis von Ökosystemeigenschaften ist das Ergebnis von biotischen und abiotischen Rückkopplungsprozessen auf mehreren Organissationsstufen, die auf verschiedenen räumlichen und zeitlichen Skalen die beobachteten Heterogenitätsmuster in Ökosystemen bestimmen.