- Standardsignatur13830
- TitelÖkologische Integrität
- Verfasser
- Erscheinungsjahr2001
- Seiten22 S.
- Illustrationenzahlr. Lit. Ang.
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200087470
- Quelle
- AbstractDie bisherige Diskussion um den Begriff der Ökologischen Integrität krankt an einer unzureichenden Berücksichtigung der Stellung dieses normativ aufgeladenen Konzeptes an der Schnittstelle zwischen ökologischer Grundlagenforschung und gesellschaftlichen Ansprüchen an ökologische Systeme. Die normative Rekonstruktion des Konzeptes vor dem Hintergrund des Leitbildes der Nachhaltigen Entwicklung identifiziert eine Bedeutungsfacette Ökologischer Integrität, die deren Interpretation als Leitlinie für die Vorsorge vor schwer bestimmbaren ökologischen Gefährdungen erlaubt. Durch diese, den Begriffsumfang einschränkende Interpretation als ceteris paribus-Leitlinie kann es gelingen, ein bislang unzureichend umgesetztes Kernanliegen Nachhaltiger Entwicklung besser zu operationalisieren. Angesichts sozialer, stochastischer und epistemischer Unsicherheiten leistet die Ökologische Integrität durch Schutz und Förderung der langfristigen Selbstorganisationsfähigkeit ökologischer Systeme eine "konstruktive" Vorsorge vor ökologischen Gefährdungen, die als proaktives Reagensmanagement beschrieben werden kann (WBGU 1999). Der explizite Bezug der Ökologischen Integrität auf einen genau umrissenen Umweltwert erleichtert die Entscheidungsfindung über Schutz und Förderung der allgemeinen Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes. Voraussetzung für eine praktische Anwendbarkeit der Leitlinie ist jedoch nicht nur ihre normative Fundierung sondern auch ihre Fähigkeit, zur Entscheidung über Handlungsalternativen beitragen zu können. Die vorgelegte Identifikation von vier Bedingungen der thermodynamischen Selbstorganisationsfähigkeit (momentane thermodynamische Selbstorganisation, langfristige Verfügbarkeit der energetischen und der stofflichen Substrate der Selbstorganisation sowie von biologischer Information) schafft die Vorausstzungen für eine systematische Indizierung der Selbstorganisationsfähigkeit ökologischer Systeme. Auf dieser Grundlage lassen sich die voraussichtlichen Auswirkungen von Eingriffen und Planungen im Hinblick auf die Selbstorganisationsfähigkeit ökologischer Systeme und damit im Hinblick auf eine ökosystemare Risikovorsorge vergleichend beurteilen. Die konzeptionellen und pragmatischen Überlegungen zur Indikation der thermodynamischen Selbstorganisationsfähigkeit ökologischer Systeme sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Aus risikotheoretischer Perspektive manifestiert sich die Vorsorge vor schwer bestimmbaren ökologischen Gefährdungen als ein ökonomisch beschreibbarer Nutzen. Dieser Nutzen fällt um so größer aus, je ernster die Verpflichtung genommen wird, zukünftige Generationen vor nicht kalkulierbaren Beeinträchtigungen der natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen. Welche Stellung allerdings eine Leitlinie für den Schutz der Selbstorganisationsfähigkeit ökologischer Systeme im Konzert einander fördernder und widerstreitender Teilziele Nachhaltiger Entwicklung einnehmen wird, muss im gesellschaftlichen Werte- und Risikodiskurs entschieden werden.
- Schlagwörter
- Klassifikation120 (Ökologie im allgemeinen. Ökosysteme im allgemeinen)
Hierarchie-Browser