- Standardsignatur4733
- TitelFormen des Feldzuganges für die forstpolitikwissenschaftliche Befragung : Blick hinter die Kulissen
- Verfasser
- Erscheinungsjahr2001
- SeitenS. 93-109
- Illustrationen23 Lit. Ang.
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200084784
- Quelle
- AbstractDer Feldzugang erfolgt in den diskutierten forstpolitikwissenschaftlichen Arbeiten nach einheitlichen Schemata. Sowohl hinsichtlich der gewählten Felder, aber auch die Wege des Feldzuganges betreffend, wird eine dominierende Rolle der staatlichen Forstverwaltungen deutlich. Die Forscher wenden sich weitgehend unabhängig vom gewählten Thema vor Beginn der eigentlichen Befragung an vertraute Personen und lassen sich entsprechende Daten über das Feld übermitteln bzw. Kontakte zum Untersuchungsfeld herstellen. Auffällig ist, dass auch bei den zahlreichen Forst- und andere Untersuchungen, etwa den Themen Forst und Naturschutz, Forst und Jagd, Forst und Öffentlichkeit etc. der Feldzugang stets über die Forstwirtschaft und dann nahezu ausschließlich über die staatliche Forstverwaltung gesucht wird. Dieses in fast allen Beispielfällen gewählte Verfahren hat sich insofern bewährt, als der Feldzugang auf diesem Wege sehr effektiv ist und sicher gelingt. Phasen mit explorativer Arbeit unterbleiben vielfach wegen der großen Vertrautheit mit dem Feld. Die Befragungen selbst werden aufgrund einer massiven Unterstützung durch das Feld mit geringem Personal- und Kosteneinsatz durchgeführt. Der erzielte Datenumfang ist durch die große Akzeptanz des Forschers im Feld in der Regel groß. Die Rückläufe bei schriftlichen Befragungen sind regelmäßig sehr hoch. Diesen gewichtigen Vorzügen stehen einige Probleme gegenüber, die in vielen Fällen von den Autoren nicht erkannt, zumindest aber nicht diskutiert werden. Vor allem die Übernahme der Perspektive einzelner Organisationen durch den Forscher schränkt die Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns stark ein. Dies ist insofern zu bedauern, als der Einstieg in das Untersuchungsfeld als Lernprozess betrachtet werden kann. Die Kultur, die das Untersuchungsfeld auszeichnet, wird auch durch die Interaktionen mit Forschern vollzogen und in beobachtbarer Weise sichtbar gemacht. Die Kontaktaufnahme mit dem Untersuchungsfeld zwingt z.B. eine Organisation dazu, den Forscher ähnlich wie andere Klienten zu behandeln. Dieser wiederum kann daraus Hypothesen über das Agieren der Organisation mit ihrer Umwelt ableiten. Die Wahl des am leichtesten möglichen Zugangs in ein Feld kann aber dadurch den Verzicht auf Informationen erkauft sein. Dieser Informationsverlust wird durch zwei weitere Phänomene verstärkt, die aus der großen Vertrautheit des Forschers mit seinem Untersuchungsfeld resultieren. Einerseits führen die in der Forstpolitikwissenschaft üblichen Gespräche zwischen Experten dazu, dass nur bestimmte Themen angesprochen werden. So führt etwa ein um Unterstützung gebetener Kenner der Szene (vermeintliche) Selbstverständlichkeiten nicht mehr aus und die entsprechenden Inhalte fehlen daher in den Untersuchungsberichten. Andererseits werden vom Forscher vornehmlich jene Dinge wahrgenommen, die für ihn neu und überraschend sind. Je fremder das Feld ist, desto eher fallen dem Forscher Dinge auf, die er für berichtenswert hält und einer Analyse zuführt. Umgekehrt gilt, je besser er mit den Verhältnissen im Feld vertraut ist, desto weniger wird er ihm bekannte Zusammenhänge hinterfragen, analysieren bzw. für erklärenswert erachten. In methodischer Hinsicht ist zu vermuten, dass Innovationen, die den Feldzugang betreffen, solange nicht zu erwarten sind, wie der Zugang über vertraute Personen besonders leicht möglich ist und in seinen Auswirkungen nicht reflektiert wird. Damit ist gleichzeitig die wichtigste Forderung angesprochen, die sich aus der vorangestellten Betrachtung ergibt. Die große Vertrautheit von Forstpolitikwissenschaftlern mit ihrem Untersuchungsfeld ist eine Chance für einen effektiven Zugang zum Feld un ein Risiko für die Validität der erzielten Resultate. Um die Chancen zu nutzen und den Risiken nicht zu erliegen, muss der gewählte Zugang zum Untersuchungsfeld vom Forscher kontrolliert werden können. Er muss die eigene Rolle reflektieren und sowohl seine Wirkung auf das Untersuchungsfeld, wie auch das Ausmaß bedenken, in dem er sich auf die Gestaltungswünsche des Feldes einlässt.
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