Das Thema "Waldverjuengungen und Verbiss durch Schalenwild" wird seit Jahrzehnten beschrieben und diskutiert, ohne dass ein ueberzeugendes Resultat erkennbar waere. Mit der ueberwiegend im letzten Jahrzehnt erfolgten Festlegung der forstlichen Ziele auf mehr Naturnaehe haben die Forstverwaltungen der Laender ihr Zustaendigkeitsobjekt anscheinend "verbissempfindlicher" definiert: mehrere Baumarten auf gleicher Flaeche sind bei gleichem (starkem) Verbissdruck schwieriger zu erhalten als die waldbauliche Konzentration auf die Verjuengung der relativ wenig verbissempfindlichen Fichten bzw. Buchen. Dies geschieht in einer Situation, in der Waelder ohnehin fuer Verbiss attraktiver geworden sind: durch die flaechendeckende Eutrophierung. Gleichzeitig scheint vielfaeltige Mischung im heutigen Jungwuchs die einzige verbleibende Strategie angesichts der durch die angekuendigte globale Erwaermung zu erwartenden Umstrukturierung unserer Waelder. Damit stellen sich Fragen nach der methodisch belastbaren Beschreibung der Verbissituation deutlicher als frueher. Ebenso wird eine Definition von standortbezogenen "Soll-Zustaenden" aus forstlicher Sicht dringend, damit "Schaeden" durch Verbiss als solche dargestellt werden koennen. Hier existiert Forschungsbedarf auf Seiten der Forstwirtschaft, in Zusammenarbeit mit der Wildbiologie. Derzeit kann man als Gutachter auf der Grundlage derselben Daten ueber Verbissprozente diametral entgegengesetzt argumentieren: die Verbissbelastung ist katastrophal, es kommen kaum noch unverbissene Individuen durch. Fuer Altersklassenwaelder wuerde dies gelten. Aber auch: wir koennen uns gelassen zuruecklehnen, weil im Lauf eines Baumalters in immer neuen Versuchen im nach Alter kleinraeumig gemischten Wald letztlich doch ausreichend Jungwuchs nachkommt... Wurden die Waelder mit der Zielbestimmung "Naturnaehe" also doch nicht verbissempfindlicher? Der Aufsatz versteht sich als Aufruf zu mehr Forschung in einem von Vielen als trivial empfundenen aber zu wenig verstandenen Themenfeld.