Zwischen Reichenau, wo der Vorder- und der Hinterrhein zusammenfliessen, udn dem Bodensee wird der 90 km lange Rhein auch Alkpenrhein genannt. Er und seine Zuflüsse wie beispielsweise die Plessur, die Landquart oder die Ill entwässern ein 6123 km¬ grosses Einzugsgebiet. Wie die meisten unserer Alluvionsflüsse wurde auch der Alpenrhein im letzten und in diesem Jahrhundert durchgehend korrigiert. Seit 1950 sind entlang des Alpenrheins durchschnittliche Sohleneintiefungen von 2,4 m mit Maximalwerten bis 5 m gemessen worden. Hauptursache für die Eintiefungen waren die enormen Kiesentnahmen: 30 Mio mß in den letzten 60 Jahren. Davon entfallen 22 Mio mß auf die 50er und 60er Jahre. Nach dem Einsturz einer Brücke bei Schaan im Jahre 1970 wurden die Kiesentnahmen eingestellt respektive deutlich reduziert. Die enormen Kiesentnahmen sind auf den damals stark engestiegenen Baustoffbedarf zurückzuführen. Aus heutiger Sicht dürfte die Bewilligung der Entnahmemengen in diesem Umfang mit der Überschätzung der Geschiebefrachten im Rhein um teilweise mehr als eine Grössenordnung zurückzuführen sein. Man ging früher davon aus, dass unterhalb der Landquartmündung pro Jahr 1,4 Mio mß Geschiebe und unterhalb der Illmündung 0,37 Mio mß Geschiebe transportiert werden. Die durchschnittlichen Entnahmemengen lagen etwa in derselben Grössenordnung wie die damals angenommenen Geschiebefrachten. Der Geschiebetransport im Alpenrhein wurde früher überschätzt, weil von einem zu hohen Abrieb ausgegangen und angenommen wurde, dass der Alpenrhein bezüglich Geschiebetransport quasi in einem Gleichgewichtszustand sei. Dank Laboruntersuchungen und numerischen Simulationen hat man heute ein besseres Prozessverständnis und ein differenzierteres Bild über den Geschiebehaushalt des Alpenrheins. Er ist nicht im Gleichgewicht, und der Geschiebetransport schwankt wegen der Geschiebeeinträge der Zuflüsse, der Kiesentnahmen sowie der Ablagerungs- und Erosionsprozesse. Im Maximum dürften rund 70 000 mß pro Jahr transportiert werden. Davon stammt ein erheblicher Anteil aus der Sohlenerosion.
116.3 (Untersuchungen über Wasserführung in Gewässern und Ufererosion [Unterteilung wenn nötig wie 116.2]) [282] (Fliessende Gewässer. Flussläufe) [494] (Schweiz)