Standardsignatur
Titel
Wie naturfern sind unsere Waelder? : Eine forstpolitische Stellungnahme zu den "Leitlinien fuer Naturschutz und Landschaftspflege in der Bundesrepublik Deutschland"
Verfasser
Erscheinungsjahr
1991
Seiten
S. 323-325
Illustrationen
6 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200081972
Quelle
Abstract
Die Leitlinien fuer Naturschutz und Landschaftspflege enthalten fuer die Forstwirtschaft eine Reihe von Aussagen, die aus forstpolitischer Sicht voll bejaht werden. Dazu gehoeren unter anderem die Anerkennung der neben den Wohlfahrtwirkungen und dem Artenschutz wichtigen Rohstoffunktionen des Waldes und die Forderung nach einer erheblichen Vergroesserung der Waldflaeche in waldarmen Gebieten. Der angefuehrte Katalog von 15 Elementen einer naturgerechten Waldbewirtschaftung wird forstlich ebenso anerkannt wie die Notwendigkeit einer Ergaenzung des Netzes von Naturwaldreservaten. Eine Beschraenkung der Baumartenwahl auf "bodenstaendige" Arten kann allerdings nicht akzeptiert werden, ebensowenig ein "Sich-selbst-Ueberlassen" von Wegraendern und Lichtungen. Widerspruch erhebt sich gegenueber der Behauptung, dass nur etwa 105 der Waelder naturnah aufgebaut seien; der dadurch erweckte Eindruck, dass sich der weitaus groesste Teil der Bestaende in einem naturfernen Zustand befindet, ist unzutreffend. Die Darstellung der durch forstwirtschaftliche Massnahmen entstandenen Schaeden ist haeufig ueberzeichnet. So ist es unzulaessig, den Waldwegebau mit Strassenbau oder Waldrodung fuer Siedlungszwecke zu vergleichen sowie von grossflaechigem Einsatz von Pestiziden, von umfangreichen Entwaesserungen oder von zahlreichen Standortveraenderungen durch Duengung zu sprechen. Auch die Zerstoerung zahlreicher Waldlebensgemeinschaften durch Bestockungswandel oder Kahlhiebe kann so pauschal nicht behauptet werden. Demgegenueber haetten die historischen Waldzerstoerungen und die heutige Waldgefaehrdung durch Luftverschmutzung vergleichsweise staerker behandelt werden muessen. Die mehrfach vorgebrachten Hinweise, dass die Natur vieles ebensogut oder gar besser mache als eine sachgerechte Waldpflege, ist oft falsch und kann auch durch die Urwaldforschung widerlegt werden. So werden stillgelegte landwirtschaftliche Flaechen im Wege der natuerlichen Sukzession auf vielen Standorten weder so schnell noch so qualitativ hochwertig dieselben Waldbestaende erbringen, wie dies durch Aufforstung geschieht. Auch Waldraender oder -lichtungen muss man pflegen, um sie im erwuenschten Zustand zu erhalten. Man vermisst eine Aussage zur Finanzierung der gewuenschten Naturschutzvorhaben.