Standardsignatur
Titel
Untersuchungen über die Geschiebe- und Schwebstofführung und den Transport von gelösten Stoffen in Gebirgsbächen : Naturraum-Analysen zum Zwecke der Katastrophenvorbeugung in Schutzwasserbau und Raumordnung : INTERPRAEVENT
Verfasser
Erscheinungsjahr
1980
Seiten
S. 69-94
Illustrationen
11 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200077538
Quelle
Abstract
Das Ergebnis von zum Teil langjährigen Geschiebemessungen an zahlreichen Bächen der Ostalpen brachte überraschend geringe Frachten. Die jährlichen Geschiebespenden betrugen bei den 13 beobachteten Bächen der Zentralalpen im bis zu 13jährigen Mittel nur ca. 10 mß/km¬ bis 70 mß/km¬, während der entsprechende Wert für die Dürrache, einem Bach der Nordtiroler Kalkalpen, um ca. eine Zehnerpotenz höher liegt (329 mß/km¬ im Mittel aus 1951-1978). Den Hauptanteil an der Gesamtfeststofffracht der untersuchten Bäche der Zentralalpen haben jedoch die Schwebstoffe, was aus einigen kombinierten Geschiebe- und Schwebstoffmessungen eindeutig hervorging. Auf Grund der festgestellten Abhängigkeit des Gewichtsverhältnisses G:S von der Größe und Geologie des Einzugsgebietes kann für einen Gebirgsbach bei Kenntnis des Einzugsgebietes und der geologischen Verhältnisse aus Schwebstoffmessungen angenähert auf die gesamte Feststofffracht geschlossen werden. Außerdem wurde ebenfalls mit Hilfe von Messungen festgestellt, daß der Anteil an gelösten Stoffen fallweise ein Ausmaß erreichen kann, welches bei Beurteilung des Gebirgsabtrages nicht vernachlässigt werden darf. Durch umfangreiche Sieblinienbestimmungen konnte mit zum Teil neu entwickelten Methoden nachgewiesen werden, daß das laufende Geschiebe von Gebirgsbächen, welches bei Wasserableitungen ja maßgeblich betroffen wird, im Vergleich zum bettbildenden Geschiebe wesentlich feinkörniger ist, was vielfach übersehen wird. Es konnte weiters der Nachweis erbracht werden, daß das meist feinkörnige laufende Geschiebe auch bei hoch ausgelegten Wasserfassungen durch die Schwälle bei Entsanderspülungen oder kurzzeitige Überwässer auf Grund der überschüssigen Schleppkraft in Seitenbächen abtransportiert wird. Das bei sämtlichen 10 Kaunertalbachfassungen unterhalb der liegenden Grobrechen sich abgelagerte Grobmaterial (Korndurchmesser > 15 cm) hat nach 14 Betriebsjahren kein wahrnehmbares Ausmaß erreicht. Auch in Entnahmestrecken von Seitenbächen des Achenseekraftwerkes (N. Sommer [8]) mit sehr großen Wassentzug haben sich nach zum Teil mehr als 50jähriger Betriebszeit keine Geschiebeprobleme gezeigt. Nur bei der Einmündung von beeinflußten Seitenbächen in die Talbäche wurden, allerdings bei seltenen Hochwassereignissen, manchmal überhöhte Geschiebeablagerungen festgestellt. Diese, auch bei unbeeinflußten Verhältnissen fallweise auftretenden Ablagerungen, waren jedoch im Bereich der TIWAG-Kraftwerke bisher immer durch maschinelle Räumungen mit geringem Kostenaufwand beherrschbar. Während für Zwecke der Wildbachverbauung in erster Linie die gesamte Feststofführung bei Extremereignissen interessant ist, ist für die Auswirkungen von Wasserableitungen zwischen den kaum beeinflußbaren Extremereignissen nur das laufende Geschiebe von Bedeutung, welches nur einen Bruchteil der gesamten Festofffracht ausmacht. Auf Grund der vorliegenden Beobachtungen, Überlegungen sowie umfangreichen und aufwendigen Messungen kann zusammenfassend festgestellt werden, daß der Einfluß von Wasserableitungen auf die Feststofführung der Gebirgsbäche mitunter stark überschätzt wird.