Materialerzeugung und Murenbildung dargestellt am Beispiel einiger murfähiger Wildbäche Nordgriechenlands : Naturraum-Analysen zum Zwecke der Katastrophenvorbeugung in Schutzwasserbau und Raumordnung : INTERPRAEVENT

1980

S. 331-350

19 Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200077527

In der vorliegenden Arbeit werden die Faktoren, die zur Murenbildung führen, untersucht und vor allem der Erzeugungsvorgang des Murmaterials in Nordgriechenland dargestellt. Die Untersuchung wurde an drei typischen murfähigen Wildbächen dieses Gebietes durchgeführt und führte zu folgenden Ergebnissen: Murgänge kommen normalerweise nur in den Wildbächen des Hochgebirges vor. In den Mittelgebirgs-Wildbächen treten sie nur dort auf, wo der geologische Untergrund und die Sohlenbeschaffenheit besonders empfindlich für Wildbacherscheinungen ist (Gullies oder im Bereich von Sedimentgestein). Das Murmaterial kommt in Nord-Griechenland aus sehr produktionsfähigen Geschiebeherden (Blaiken) in Seehöhe von 1500-1800 m. Es handelt sich vorwiegend um ausgedehnte Flächen von Rotations- bzw. Translationsrutschungen, Verwitterungen und Felsstürzen mit intensiver Materialerzeugung, sowie um kombinierte Wildbacherscheinungen. Die erzeugten Feststoffe häufen sich im Bachbett als Murenmaterial und bilden ein Schuttstromfließen. Bei den empfindlichen Sedimentgesteinen bilden sich die Geschiebeherde, die das Murenmaterial erzeugen, vorwiegend in niedrigeren Lagen (550-650 m). Die Feststoffe werden aus Seitenerosionen und Felsstürzen gebildet, die auf Hangunterwühlungen in engen Bachrinnen mit sehr hohen, steil aufragenden bis senkrechten Felswänden zurückzuführen sind. Hierbei werden natürliche Erddämme im Bachbett gebildet. Die Materialerzeugung und die Murenbildung werden durch Niederschläge sowie Temperaturänderungen bzw. Frostauflockerung (Klima), Empfindlichkeit und günstige Schichtneigung der Gesteine (geologischer Untergrund), Seehöhe sowie Neigungen der Erdfläche (Relief) verursacht. Das rauhe Klima und das sehr ausgeprägte Relief sind die Hauptfaktoren, die in den Wildbächen des Hochgebirges mit nicht empfindlichen geologischem Untergrund zum Murgang führen. Im Mittelgebirge sind es die empfindlichen Gesteinsarten (Sedimentgesteine), die trotz des vorherrschenden milden Klimas und geringer Neigung die Hauptrolle bei der Erzeugung des Murmaterials spielt. Größere Murentätigkeit weisen die Wildbäche im Frühjar und Herbst nach Starkregen (Gewittern) auf, vor allem bei vorausgegangenen Landregen und bei Schneeschmelze.