Standardsignatur
Titel
Zur Analyse von Hangbewegungen in schwachbindigen bis rolligen Lockergesteinen im alpinen Raum anläßlich von Starkniederschlägen : Naturraum-Analysen zum Zwecke der Katastrophenvorbeugung in Schutzwasserbau und Raumordnung : INTERPRAEVENT
Verfasser
Erscheinungsjahr
1980
Seiten
S. 121-148
Illustrationen
51 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200077484
Quelle
Abstract
Bei der Analyse von Massenbewegungen sollte zwischen auslösenden Ursachen und mittelbaren Faktoren unterschieden werden. Als auslösende Ursachen für ein gehäuftes Auftreten von Hangbewegungen sind im Bereich von Oberkärnten und Osttirol eine bestimmte Dauer und Intensität von Niederschlägen erforderlich. Als mittelbare Faktoren sind die absolute Höhenlage, die Höhenlage über der lokalen Erosionsbasis, die geologischen und bodenmechanischen Kennziffern der Lockergesteine, die Hangneigung, die Hangmorphologie, die Vegetation und die anthropogene Beeinflussung zu nennen. Die faktorenanalytische Auswertung der hydrographischen und hypsographischen Charakteristiken von 62 Stationen in Oberkärnten und Osttirol läßt erkennen, daß bestimmte Regionen besonders gefährdet sind, das heißt in verstärktem Maße eine potentielle Anbruchsneigung besitzen. Betroffen waren besonders Hänge von schwach bindigen bis rolligen Lockergesteinen (Hang- und Verwitterungsschutt, fluvioglaziale Sedimente). Die Mächtigkeit ist gering (60 % in der Klasse 1 bis 2 m. Bodenphysikalisch sind die betroffenen Böden als Mischböden mit großem Ungleichförmigkeitsgrad und Reibungswinkeln von 35 bis 40° anzusprechen. Die größte Häufigkeit (ca. 30%) liegt bei einer Hangneigung von 35 bis 40°. Unter 20° und über 50° Hangneigung konnten keine Hangbewegungen beobachtet werden. Gefährdet waren besonders Terrassenkanten (knapp 60%) und Hangmulden (25%); an ungegliederten Hängen und Hangrücken sowie -rippen traten nur untergeordnet Hangbewegungen auf. Aus den geologischen und morphologischen Kennziffern lassen sich nur bedingt Größe und Volumen einer Hangbewegung voraussagen. Mittlere Höhenlagen (700 bis 1400 m) begünstigen das Entstehen von Hangbewegungen, dabei liegt das Maximum der Anbruchshäufigkeit zwischen 50 bis 100 m über der lokalen Erosionsbasis. Zum Unterschied von den im Jahre 1966 entstandenen Hangbewegungen waren Freilandböden wesentlich stärker gefährdet; über 90 % der Hangbewegungen entstanden im Bereich von Wiesen, Weiden und Äckern. S- bis SE-exponierte Hänge waren zu über 70 % beteiligt. Ca. 30 % der Hangbewegungen entstanden an künstlichen Böschungen von Feldwegen und Güterwegen. Die untersuchten Hangbewegungen wiesen Breiten von 5 bis 45 m, Längen von 5 bis 100 m und Flächen von knapp 50 bis 4000 m¬ auf. Die Tiefe lag zwischen 0,5 und 4 m; das T/L-Verhältnis zwischen 0,01 und 0,4. Positive Korrelationen ergeben isch zwischen den Längen, Breiten und Tiefen der Anbrüche. Nach dem Bewegungsmechanismus sind die Hangbewegungen dem Gleiten und Fließen zuzuordnen. Aufgrund des T/L-Verhältnisses lassen sich drei Typen von Hangbewegungen ausscheiden, wobei Massenbewegungen mit ebenen, im wesentlichen hangparallelen Gleitflächen vorherrschen. An die Hanganbrüche schlossen sich durchwegs Sekundärmassenbewegungen in Form von Mur- und Schuttgängen an. Keine oder nur geringe Vermurung zeigen nur 15% der Hangbewegungen. Zur Stabilitätsuntersuchung wurde das Modell einer unendlich langen, durchströmten Böschung in schwach bindigen bis rolligen Böden herangezogen.