- Standardsignatur5171
- TitelDer Nachweis von prähistorischen Lawinenereignissen im Oberen Zemmgrund, Zillertaler Alpen
- Verfasser
- Erscheinungsjahr2001
- SeitenS. 193-214
- Illustrationen10 Abb., 47 Lit. Ang.
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200076814
- Quelle
- AbstractNaturereignisse, die das Jahrringwachstum von Bäumen beeinflussen, können mit Hilfe der Dendrochronologie über lange Zeitreihen mit jahresscharfer zeitlicher Auflösung erfasst werden. Im alpinen Waldgrenzbereich wirkt vor allem Wärmemangel in der Vegetationsperiode wachstumslimitierend. Die schwankenden Temperaturverhältnisse des Sommerhalbjahres zeichnen sich daher im Jahrringbild der Bäume an hoch gelegenen Standorten deutlich ab. Hochlagenbäume stellen somt ein hervorragendes klimageschichtliches Archiv dar. Das Schwarzensteinmoor (2.150 m) befindet sich im Bereich der holozänen Waldgrenzschwankungen. Obwohl die potentielle Waldgrenze seit mehr als 100 Jahren eindeutig über dem Moorniveau liegt (aktuelle Baumgrenze: 2.250 m), konnte sich bis heute im Moorumfeld kein geschlossener Waldbestand entwickeln. Die Ursachen dafür liegen zum einen in der morphologischen Situation der Schwarzensteinalm und zum anderen in den Winterniederschlagsverhältnissen des 20. Jahrhunderts, die zu häufigen Lawinenereignissen führten und dadurch der Zirbenjungwuchs kontinuierlich vernichtet wurde. Von den 95 geborgenen subfossilen Moorhölzern, die alle als Zirben (Pinus cembra L.) identifiziert wurden, konnten 56 Proben datiert werden. Die Stämme weisen, trotz durchwegs oberflächennaher Lage, eine zeitliche Streuung von 7000 v.Chr. bis 800 n.Chr. auf. Die Auswertung der Wachstumszeiträume erbrachte den Nachweis einer fast durchgehend hochgelegenen Baum- bzw. Waldgrenze von 4900 bis 1750 v.Chr. und von 600 v.Chr. bis 800 n.Chr. Durch die Analyse der Wachstumszeiträume der Einzelbaumproben und deren räumlichen Verteilung im Moorbereich konnten bisher vier prähistorische Lawinenereignisse festgestellt werden. Diese ereigneten sich um 3800, 2850 und im 2. Jahrhundert v.Chr. Der jüngste und absolut datierte Lawinenabgang fand im Winter 505/506 n.Chr. statt (Patzelt 1995). Die dendrochronologische Untersuchung der Jahrringserien erbrachte den Nachweis, dass die Bäume jeweils aus guten Wachstumsbedingungen gerissen wurden. Das zum Teil hohe Lebensalter der Lawinenschadhölzer, das sich zwischen 200 und 400 Jahren bewegt, ist als Hinweis dafür zu werten, das sich die Katastrophen-Lawinen - während der betrachteten Zeiträume - in großen zeitlichen Abständen ereignet haben. Abschließend ist noch anzumerken, dass dem Schwarzensteinmoor im Sommer 2000 zusätzlich 42 Stammscheiben entnommen wurden, um das prähistorische Lawinengeschehen weiter zu untersuchen. Zudem konnte zwischenzeitlich das relativ datierte Lawinenereignis aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert (103 cal BC) in das Winterhalbjahr 168/167 v.Chr. absolut datiert werden.
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