Das Artenspektrum und die Sukzession der in den Abbau des Fichtentotholzes der Sturmwurfflächen von 1990 involvierten Pilze wurde von 1991 bis 1995 untersucht. Um die Ausgangssituation einschätzen zu können und die Epidemiologie parasitischer Arten verfolgen zu können, wurden lebende Fichten benachbarter Bestände mit in die Untersuchungen einbezogen. Aus dem Holz der Wurzelanläufe und der Stammbasen konnten aus 36 von 52 beprobten Fichten 46 Arten isoliert werden. Die häufigsten Arten waren Ascocoryne spp. und Nectria fuckeliana. Diese Arten sind Pioniere, die nach dem Tot des Baumes den Holzabbau von innen heraus einleiten. Auf den belassenen Sturmwurfflächen bei Bebenhausen, Langenau und Bad Waldsee wurde an insgesamt 28 geworfenen Fichten die Sukzession der holzabbauenden Pilze verfolgt. Die auftretenden Fuchtkörper wurden protokolliert. Da nicht alle Arten frukifizieren, wurden Bohrkernproben aus dem Totholz entnommen und auf Nährmedien ausgelegt. Die auswachsenden Mycelien wurden in Reinkulturen überführt und determiniert. 97 Pilzarten fruktifizierten in den ersten 5 Jahren der Sukzession auf dem Totholz. 78 Pilzarten konnten aus dem Totholz isoliert und bestimmt werden. Davon bildeten 21 Arten Fuchtkörper aus, während 57 Arten ausschließlich über ihre Mycelien erfaßt werden konnten. Diese Zahlen zeigen, daß eine große Zahl von Arten im Totholz aktiv ist, ohne Fruchtkörper auszubilden. Die häufigsten saprophytisch lebenden Arten, die aus dem Totholz isoliert werden konnten und im Verlauf der ersten 5 Jahre nach dem Sturmwurf in zunehmendem Maße auf dem Totholz fruktifizierten waren Asocoryne spp., Gloeophyllum sepiarium und Fomitopsis pinicola. Von den wirtschaftlich relevanten parasitisch lebenden Arten konnte nur Heterobasidion annosum sich im Totholz gegenüber der wachsenden Konkurrenz durch andere Pilze behaupten. Der Wurzelschwamm konnte aus dem Totholz der belassenen Sturmwurffläche bei Bad Waldsee seit 1991 isoliert werden und bildete 4 Jahre nach dem Sturm in zunehmendem Maße auf dem Totholz Fruchtkörper aus. Mykoparasiten, wie Trichoderma viride und Trichoderma pseudokoningii, konnten im Verlauf der Sukzession mit stetig wachsenden Häufigkeit isoliert werden. Sie sind wie alle anderen Arten aktiv am Abbau des Substrates beteiligt, machen sich aber auch die Mycelien anderer Pilze zunutze und greifen damit in die Populationsdynamik dieser Arten ein.