Unser Naturraum ist als komplexe Gesamtheit unterschiedlichster, aber aufeinander abgestimmter Ökosysteme zu sehen. Jeder menschliche Eingriff bewirkt unterschiedlich intensive, vor allem in weiten Bereichen nicht abrupt wahrnehmbare Reaktionen der Natur. Artenverarmung und Labilisierung des Geländes bedingen immer eingeschränktere Reaktionsmöglichkeiten der Natur auf "Störfälle" bzw. immer enger begrenzte Regenerationsmöglichkeiten. In einem immer knapper werdenden, immer intensiver genutzten und "durchorganisierten" Raum erhalten auch geringfügig erscheinende Eingriffe immer grössere Tragweite. Zunehmend werden auch die Einflüsse bzw. Eingriffe durch den Menschen vernetzt betrachtet werden müssen: so sind etwa Fremdenverkehr, Energieversorgung, allgemeine Verkehrssituation, Müllproblematik usw. nicht isoliert voneinander hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Landschaftsbild und natürliches Gefüge zu betrachten. Immer neue Erschliessungswünsche in bisher unberührten Regionen, neu aufkommende Naturräume oder Teile von Ökosystemen belastende Sportarten müssen zunehmend kritisch beurteilt werden. Der amtliche Naturschutz ist in seiner Wirkungsweise an die gesetzlichen Vorgaben gebunden. Es wird allerdings zunehmend intensiver versucht, auch die Behördenverfahren in komplexerer Sicht durchzuführen und von sektoralen, rein fachspezifischen Betrachtungen abzugehen. Neben der Einbindung der in Salzburg neu geschaffenen Landesumweltanwaltschaft in relevante landesrechtliche Verfahren, wird dieses Bemühen auch von den Naturschutzssachverständigen des Landes, beispielsweise bei der Wahrung öffentlicher Interessen in wasser- und eisenbahnrechtlichen Verfahren wann immer möglich wahrgenommen. Selbstbeschränkung und Verzicht auf exploitative Raumnutzung sind dringend notwendig, um die heimische Natur und Landschaft als intakten Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen auch in Zukunft zu erhalten. Es wird daher notwendig sein, alle Massnahmen zu vermeiden, die eine zusätzliche Erhöhung des Katastrophenrisikos in bereits labil gewordenen Systemen bewirken.