Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der luftbildgestützten Identifikation und Erfassung von Waldstrukturen im Bannwald "Feldseewald". Ein Satz Luftbilder des Jahres 1998 (Maßstab 1:5 000) wurde nach einer kombinierten Methode aus visueller Interpretation und GIS-gestützter Abgrenzung von Waldbeständen anhand digitaler Orthobilder ausgewertet. Hauptziel der Auswertung ist die Beschreibung eines Waldes am Wendepunkt zwischen Wirtschaftswald und ungestörter Weiterentwicklung. Am Beispiel des hochmontanen Bergmischwaldes im Schwarzwald werden die Möglichkeiten einer visuellen Interpretation von Waldstrukturen in CIR-Luftbildern diskutiert. Die Luftbildauswertung wurde im GIS mit der Vegetationskarte, der Standortskarte, der Forstlichen Grundaufnahme (FGA) und Waldstrukturdiversitätsindices verknüpft. Der "Feldseewald" besteht aus: Bestandesflächen (86 %), Wasserfläche (9 %), unbestockten Moorbereichen (3 %), Waldlücken (1 %) und Totholzflächen (1 %). Abgegrenzt wurden 176 Teilflächen, deren mittlere Flächengröße von 0,6 ha beträgt. In den Waldbeständen dominiert das Baumholz (90 % der Bestandesfläche). Sie setzen sich aus den Baumarten Fichte (55 %), Buche (34 %), Bergahorn (8 %) und sonstige Laubbäume (1 %) zusammen. Das Kronendach ist überwiegend einschichtig und geschlossen. Nach Unterschieden in der räumlichen Baumartenverteilung wurde die Bestandesfläche in Bestandestypen untergliedert: Fichtenbestände (34 %), Fichtenmischbestände (22 %), Buchenmischbestände (19 %), Buchenbestände (13 %) und sonstige Bestände (12 %). Das Totholz konzentriert sich auf den Kalamitätsflächen, die durch Sturm (2 Flächen) und Borkenkäferbefall (12 Flächen) verursacht wurden. In den fichtendominierten Beständen finden sich fünf tote Bäume je ha, im Laubholz ist es weniger als ein toter Baum je ha. Die Waldentwicklung wird von der Optimalphase geprägt (71 %), Bestände in der Jungwaldphase (8 %) sind Relikte der flächigen Waldbewirtschaftung. Kalamitätsflächen und Waldteile mit starker Bestandesauflichtung sind die Brennpunkte der Zerfallsphase (5 %). In langsam zerfallenden Beständen mischen sich alte und junge Bäume. Diese Verjüngungs-/Plenterphase nimmt 16 % der Bestandesfläche ein. Aus den Daten der Forstlichen Grundaufnahme wurde für den Bannwald eine mittlere Gesamtdiversität von 2,30 abgeleitet. Innerhalb der Bestandestypen erreicht die mittlere Gesamtdiversität in den Fichtenmischbeständen ein Maximum von 2,57. Die Verschneidung der Luftbildauswertung mit Standorts- und Vegetationskarte zeigt nur begrenzt Beziehungen zwischen Standort bzw. potentieller naturnaher Baumartenzusammensetzung und der aktuellen Verteilung der Baumarten. Die Buchenbestände haben mit 70 % ihren Schwerpunkt in den mittleren hochmontanen Standorten. Der mittlere Block- und Felshang ist zu 70 % mit Fichtenbeständen bedeckt. Auf mindestens 46 % der Bestandesfläche entsprechen die aktuellen Baumartenverhältnisse einem naturnahmen Waldaufbau, auf den übrigen Flächen ist der Fichtenanteil zu hoch. Der Feldseewald zeigt die Einwirkung der forstlichen Bewirtschaftung auf die Waldstruktur. Das einheitliche Kronendach, die Trennung in Alt- und Jungbestände, der geringe Totholzanteil, das Fehlen sehr starker Altbestände, die Aufgliederung in Bestandestypen, die Ausdehnung der Fichtenbestände über ihre natürlichen Verbreitungsschwerpunkte hinaus und die ähnliche vertikale Grundstruktur zeigen einen gut strukturierten, aber erkennbar anthropogen überformten Waldbestand an. In diesem Zusammenhang können die Kalamitätsflächen als erste Anzeichen eines von Störungen induzierten Aufbrechens dieser harmonisierten Waldstruktur in kleinere Entwicklungseinheiten angesehen werden.
907.12 (Schutz von Pflanzen und Bäumen, Schutzgebiete usw.) 228.8 (Natürliche Bestände) 587.6 (Verwendung zu anderen forstlichen Zwecken) [430] (Deutschland, 1990-)