Bewertung von Streuobstbeständen mittels xylobionter Käfer am Beispiel Frankens : Methoden, Arten und Ziele

2000

S. 357-372

20 Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200072333

Dieser Beitrag fasst mehrere in den Jahren 1995 und 1996 erstellte Gutachten zur Bewertung mittel- und oberfränkischer Streuobstbestände anhand xylobionter Käfer (Schmidl, 1995, 1996a; Bussler 1996) zusammen: In den Streuobstbeständen wurden insgesamt 119 Arten xylobionter Käfer ermittelt, darunter 30 Arten der Roten Listen; eine Art (Xyletinus vaederoeensis) ist neu für Bayern. Der Anteil der Rote-Liste-Arten am Gesamtartenspektrum - als Maß für die naturschutzfachliche Wertigkeit und die Biotopqualität für Xylobionte - liegt mit 25,2 % außerordentlich hoch und ist mit nordbayerischen Spitzenstandorten, insbesondere Hutewaldresten, vergleichbar. Hinsichtlich des Arteninventars und der strukturellen Eigenschaften können zahlreiche Parallelen zwischen Streuobst- und anderen Solitärbaumbeständen (Huteeichen, Parks, Alleen etc.) beobachtet werden. Überproportional stark sind die wertgebenden ökologischen Gilden der Mulm- und die Pilzbesiedler vertreten. Als Charaktergilden stellen diese über die Hälfte der gefährdeten Formen. Die vergleichende Auswertung des Totholzangebots in den Untersuchungsflächen zeigt, dass der vorgeschlagene Erfassungsmodus eine reproduzierbare Methode zur Bewertung der Bestandesstruktur von Streuobstbeständen darstellt. Die Totholzquantität wird entscheidend vom Alter des Bestandes beeinflusst. Nutzungs- und Pflegeintensität prägen die Größenkomposition des Totholzangebots maßgeblich. Wesentliche Voraussetzung für das Vorkommen anspruchsvoller und wertgebender Arten an Obstgehölzen ist das Vorhandensein von stehendem, großdimensionierten Totholz sowie Reifestrukturen (Mulmhöhlen, Verpilzungen und Stammspiegel). Auf der Basis des ermittelten Artenspektrums und der besonderen Habitatbindungen einzelner Arten werden Bewertungskriterien für Streuobstbestände sowie Charakter- und Zeigerartenspektren formuliert, die eine integrierte naturschutzfachliche Bewertung ermöglichen sollen. Es werden Empfehlungen zur Pflege und Optimierung von Streuobstbeständen für xylobionte Insekten gegeben.