Standardsignatur
Titel
Kann Energiemangel ein Massensterben unter Cerviden in Sommereinständen der nördlichen Gebirge verursachen? : Eine exploratorische Analyse am Schwarzwedelhirsch (Odocoileus hemionus columbianus)
Verfasser
Erscheinungsjahr
1996
Seiten
S. 85-96
Illustrationen
44 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200072026
Quelle
Abstract
Nahrungsbedingte Probleme bei Cervuden, die auf Energiemangel in Sommer/Herbsteinständen in nördlichen und gemässigten Berggebieten zurückzuführen sind, wurden bisher nicht beschrieben. Das kommt z.T. von der traditionellen Interpretierung, dass die Verfassung des Wintereinstandes oder die klimatischen Bedingungen im Winter für Energiemangel und die daraus folgenden Massensterben verantwortlich sind. Hingegen kann sowohl die Verfassung des Wintereinstandes wie des Sommereinstandes einen Hirschbestand einschränken, wenn diese an die Tragfähigkeit einer vom Menschen veränderten Umwelt herangelangt ist. Die vorliegende Arbeit analysiert Umstände, die für einen progressiven Zerfall der Verfassung eines Wildbestandes mit schlussendlichem Massensterben sprechen. Zwischen Mai und September von 1987 verendete ein grosser Teil des weiblichen Bestandes von Cow-Creek-Schwarzwedelwild (Odocoileus hemionus columbianus). Die Sterblichkeitsrate der radiomarkierten Alttiere sprang im Sommer auf 41% im Vergleich zu 9% in den vorherigen 3 Sommern (n=67). Mehrere Alttiere wurden in ruhender Stellung ohne Anzeichen von Raubtieren oder Krankheiten gefunden. Das Durchschnittsalter nahm von 8,3 Jahren (+-4,9 SD, Bereich von 1,5-18,5 Jahren) während der Jahre von 1984-87 auf 4,5 Jahre (+-2,5, Bereich von 1,5-10,5 Jahren) im Jahre 1988 ab. Auch Änderungen im Verhältnis von Hirschen zu Alttieren deuteten auf eine Reduzierung von 27- 45% des weiblichen Bestandes im Sommer hin. Zudem sprach das Kalb/Alttier-Verhältnis im folgenden Winter für eine weitere Reduzierung des Bestandes während des Winters 1987/88. Fettreserven im Herbst nahmen über die 4 Jahre progressiv ab und erreichten 1987 ein Tief, wie es normalerweise nur bei im Winter verhungerten Cerviden abgetroffen wird. Das Kalb/Alttier-Verhältnis im Herbst 1988 war das höchste je registrierte in diesem Bestand. Historische Berichte über das Gebiet und die Wilddichte stehen in starkem Kontrast zu der aktuellen Situation, welche auf die Art der Landnutzung zurückzuführen ist. Wir vermuten, dass Änderungen in der Dynamik von Nährstoffen und Erhältlichkeit von Nahrungspflanzen für die gegenwärtige Einschränkung des Bestandes durch Nahrungsenergie verantwortlich sind.