Es ist schon sehr verwegen zu behaupten, dass alle nach einer bestimmten Methode untersuchten Bäume besser oder schlechter gehalten haben, und so Werbung für eine Untersuchungsmethode zu machen. Man sollte diesen Orkan nicht dazu benutzen um wieder den alten Streit zwischen "Ziehen" und "Bohren" neu zu beleben. Das gleiche gilt auch für die verschiedenen Baumarten und Bestände. Die Versagensrate macht bei derartigen Naturgewalten keine Unterschiede. Genau so verwegen ist es, speziell das Gurtsystem "cobra" besonders hervorzuheben. Es sind mir genügend Bäume bekannt, welche mit anderen Systemen gesichert waren, die keine Zwieselbrüche hatten, oder aber auch beim cobra-System gesicherte Starkäste oder Zwiesel die oberhalb der Gurte gebrochen sind. Dass derartige Sicherungen nur bedingt Schutz gewähren, ist auch daraus zu ersehen, dass gesicherte Bäume geworfen oder weit unterhalb der Sicherung und auch dicht über dem Boden gebrochen wurden und dann Schäden verursachten. Es gibt bei solchen Urgewalten eben keinen sicheren Schutz. Immerhin ist es trotzdem allemal besser und unstreitbar notwendig, gefährliche Bäume abzusichern, wobei das System aber keine Rolle spielen sollte, solange es den Anforderungen genügt. Das gleiche gilt auch für den Unterschied zwischen Mischwaldungen und Reinbeständen. Beide wurden an vielen Orten in gliechem Umfang betroffen, wobei es eigentlich keine Diskussion darüber geben kann, dass Mischbestände im allgemeinen bei nicht so extremen Witterungen und gegenüber Insektenkalamitäten in vielerlei Hinsicht stabiler sind. Im Übrigen sollte man auch nicht wie hier geschehen von Baumstatik reden. Die angesehenen Baumfachleute Marko Wäldchen und Frank Rinn führen zu diesem Thema folgendes aus: "Dieser Begriff sollte schon aus Gründen der sprachlichen Korrektheit nicht mehr verwendet werden. Die am und im Baum wirksame Dynamik kann sprachlich nicht mit dem Begriff der Statik abgedeckt werden, dies ist geradezu absurd, weil es physikalisch unsinnig ist. Der Baum ist nicht nur ein statisches Gefüge - sicherheits- und pflegerelevante Aspekte folgen hauptsächlich aus dem dynamischen Verhalten des Baumes, als Reaktion auf Wind und Lasten .." Dem ist aus der Sicht des Praktikers nicht hinzuzufügen. Auch in Zukunft werden die Forstwirtschaft ebenso wie alle anderen mit Bäumen befassen Institutionen oder Personen mit Orkanen leben müssen. Bei jedem neuen besonders starken Sturm spricht man wieder von einem Jahrhunderorkan oder davon, dass es seit Menschengedenken keinen derartigen Sturm mehr gegeben hat. Wie lange reicht schon das Denken der Menschen im Vergleich zu einem Baumleben zurück! So soll auch daran erinnert werden, dass im Jahre 1876 ein ähnlicher Orkan Teile von Baden-Württemberg heimgesucht hat, in den Siebzigerjahren war es eine Windhose während eines Gewitters, welche die Stadt Pforzheim heimsuchte und schwere Verwüstungen auch im Baumbestand anrichtete. In der Baumzeitung wurde in den letzten Jahren mehrfach über Baumschäden durch Gewitterstürme berichtet. So wie früher wird es auch in Zukunft keinen Schutz vor diesen Naturgewalten geben. Nicht durch die besten Untersuchungsmethoden und auch nicht durch technische Maßnahmen. Schon aus diesem Grund sollte nicht versucht werden, die Schuld für Schäden allein in der Art des Baumbestandes oder in seiner Behandlung zu suchen.