Praktische Erfahrungen und theoretische Erkenntnisse haben dazu beigetragen, dass der Waldbau in den letzten Jahren wieder eine staerkere oekologische Orientierung bekommen hat. Im Interesse dieser erfreulichen Bewegung erscheint es angebracht, Moellers Lehre vom Dauerwald theoretisch weiter zu entwickeln und didaktisch aufzubereiten. Die vorliegende Publikation ist ein Versuch in dieser Richtung. Im Interesse der begrifflichen Klarheit werden zuerst einige Termini diskutiert und eine Definition des oekogerechten Waldbaus gegeben. Gegenstand dieser Waldbaurichtung ist das Waldoekosystem in seiner Komplexizitaet. Bei dem als Oekotechnologie aufgefassten Management der Waldoekosysteme erhalten die Kategorien Nachhaltigkeit sowie Raum- und Zeitordnung einen neuen Inhalt. Dem System des schlagweisen Hochwaldes wird das des schlagfreien Hochwaldes oder Dauerwaldes gegenueber gestellt. Der Dauerwald wird schliesslich in Lichtbaumarten-, Intermediaerbaumarten- und Schattenbaumarten-Dauerwald untergliedert. Die Waldbauplanung basiert auf einem Vergleich der potentiellen natuerlichen und der gegenwaertigen Bestockung. Davon ausgehend werden unter Beruecksichtigung der Waldfunktionen die Zielstellung und der zu ihr hinfuehrende Weg bestimmt. Die Zielbestockung wird durch Baumartenanteile sowie die Alters- und Raumstruktur charakterisiert. Zur Steuerung der Bestandesentwicklung werden Nutzungs-, Verjuengungs-, Erziehungs- und Pflegeprinzipien genannt. Die Nutzung wird in erster Linie vom Kulminationspunkt des Wertes jedes einzelnen Baumes bestimmt. In engem Zusammenhang damit erfolgt die Verjuengung, wobei Art und Ablauf durch den Standort und die Baumart modifiziert werden. Erziehung und Pflege dienen der Wuchsraumgestaltung und Wertsteigerung, wobei mit der Herausbildung von Dauerwaldstrukturen die negative Phaenotypenauslese an Bedeutung verliert und die positive mehr in den Vordergrund rueckt. Da die skizzierte Waldbaurichtung von Prinzipien der Ganzheitsbetrachtung getragen und eine Minimierung der Hemerobie angestrebt wird, ergibt sich zum Naturschutz ein weitaus groesserer Konsens, als das beim System des schlagweisen Hochwaldes der Fall ist. Eine wesentliche Voraussetzung fuer die Realisierung der genannten Ziele ist die Limitierung des Wildes durch oekogerechte Jagdausuebung. Abschliessend sei noch festgestellt, dass die dargelegte Waldbaurichtung in dem Streben nach Einheit von Oekologie und Oekonomie entstanden und praktiziert worden ist, weil oekologisches Missmanagement auf lange Sicht hohe Kosten verursacht und die im Walde wirkenden Naturfaktoren umsonst fuer die Produktion genutzt werden.