Das Rotwildmanagement, die Schälhäufigkeit und forstliche Kennwerte ausgewählter österreichischer Bundesländer wurden vergleichend analysiert, um die Bedeutung verschiedener Einflußfaktoren für das Ausmaß der Schälung zu ermitteln. Die Schälhäufigkeit ist am stärksten von der Schälanfälligkeit des Waldes abhängig. Geringe Schälprozente sind mit einem hohen Anteil an mehrschichtigen, gemischten, ausreichend durchforsteten Waldbeständen sowie mit einem hohen Anteil an natürlichen und naturnahen Wäldern gemäß Hemerobie-Bewertung positiv korreliert. In Vorarlberg, wo der Anteil an natürlichen und naturnahen Waldbeständen am höchsten ist, ist das Schälprozent trotz hoher Rotwilddichte am geringsten von allen Gebirgsbundesländern. Das Schälrisiko durch einen hohen Fichtenanteil wird durch andere Einflußfaktoren überlagert, sofern die Fichte nicht primär im Reinbestand vorkommt. Für die aus Abschußhöhe und Fallwildentwicklung abgeleitete Rotwilddichte läßt sich ein Zusammenhang mit dem Ausmaß der Schälung statistisch nicht nachweisen. Ein Vergleich der Anzahl an Rotwildfütterungen und des Anteils an "Futterwild" zwischen den Bundesländern zeigt, daß sich bei sehr unterschiedlichen Hegekonzepten geringe Schälprozente ergeben können. Eine geringere Abhängigkeit des Rotwildes von der Fütterung kann ein Beitrag zu geringer Schäle sein; andererseits kann ein niedriges Schälprozent auch bei stärkerer Konzentration des Rotwildes und hoher Fütterungsintensität erreicht werden. Im Gegensatz dazu zeigt das Beispiel Steiermark, daß bei hoher Schälanfälligkeit des Waldes auch durch hohe Fütterungsintensität keine geringen Schälprozente erreicht werden können. Die Untersuchungsergebnisse legen nahe, künftig forstliche Beiträge zur Schälprophylaxe verstärkt zu aktivieren und die Lösung von Schälproblemen nicht eindimensional von jagdlichen Maßnahmen zu erwarten.