Standardsignatur
Titel
Nischenbreite und Nischenüberlappung bei der Nahrungswahl von Damhirsch (Cervus dama Linne, 1758) und Reh (Capreolus capreolus capreolus Linne, 1758)
Verfasser
Erscheinungsjahr
1991
Seiten
S. 1-12
Illustrationen
3 Abb., 3 Tab., 34 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200070789
Quelle
Abstract
Die Nischenbreite als Mass für das zur Realisierung der Nahrungsansprüche aktiv genutzte Ressourcenspektrum ("Kehrwert der Spezialisation") und die Nischenüberlappung bei der Nahrungswahl werden erstmals für zwei freilebende Wildpopulationen ermittelt. Auf der Basis eines in der Phänologie begründen zeitlichen Bezugssystem und einem in den Pflanzengemeinschaften begründeten räumlichen Bezugssystem werden für ein 25 km2 grosses Untersuchungsgebiet im niedersächsischen Tiefland die Ergebnisse der Beobachtung von 7.302 äsenden Stück Damwild und 4.141 äsenden Stück Rehwild in einer Resourcen-Matrix (Tab. 1 u. 2) zusammengestellt. Der Jahresgang der Nischenbreite steht bei Dam- (Abb.1) und Rehwild (Abb. 2) in enger Beziehung zum jahreszeitlich wechselden Nahrungsangebot und der Jahresperiodik des Verhaltens. Das zur Realisierung der Stoffwechselansprüche genutzte Ressourcenspektrum ist umgekehrt proportional dem Angebot. Das Ansteigen der Nischenbreite zu einem Maximum im Winter von 2,1216 für das Damwild und 2,7668 für das Rehwild im Vorfrühling (Tab. 3) bedeutet eine Erweiterung des zur Realisierung der Lebensansprüche genutzten Ressourcenspektrums bzw. eine Abnahme der Selektivität in der Annahme der Pflanzengemeinschaft bei sinkendem Angebot. Das Minimum der Nischenbreite fällt jeweils in die entsprechend den Nahrungsansprüchen günstigste Jahreszeit. Das Minimum für das Rehwild im Frühsommer (0,6283) reflektiert seine Zugehörigkeit zu den Konzentratsselektierern, das des Damwildes im Vorfrühling (0,8895), das mit dem Einsetzen des vegetativen Wachstums der Gräser zusammenfällt, seine Zugehörigkeit zu den Wiederkäuern vom Intermeditärtyp mit Tendenz zum Grasfresser. Ein sekundäres Maximum der Nischenbreite fällt beim Rehwild in die Blattzeit, ein sekundäres Minimum entsprechend beim Damwild in die Brunftzeit. Die mit Werten zwischen 0,1505 und 0,8570 insgesamt geringe Nischenüberlappung (Abb. 3) kommt im Sinne einer komplementären Nutzung des Lebensraumes der Tragfähigkeit der Habitate entgegen.