Die südliche Oberrheinniederung zwischen Märkt und Hartheim wurde vor allem in den Jahren 1990 bis 1998 hinsichtlich ihrer Käferfauna untersucht, wobei der methodische Schwerpunkt auf direktem, qualitativen Erfassungsmethoden lag. Beteiligt waren zahlreiche Entomologen vorwiegend aus dem Freiburger Entonomlogischen Arbeitskreis sowie dem Entomologischen Verein Stuttgart e.V. Zusätzlich wurden historische Daten aus dem Raum ausgewertet. Insgesamt wurden bislang 2.312 Käferarten nachgewiesen, die sich auf 97 Familien verteilen. Knapp die Hälfte stammt aus den artenreichen Familien der Kurzflügelkäfer (443), Rüsselkäfer s.l. (339), Laufkäfer (232) und Blattkäfer (178). Von 93 Arten liegen nur ältere Belege vor 1950 vor, was zum Teil auf Veränderungen im Gebiet zurückzuführen ist, teilweise jedoch nur die noch immer nicht vollständig Erfassung widerspiegelt. Die enorm hohe Gesamtartenzahl entspricht mehr als der Hälfte aller bisher in Baden nachgewiesenen Käferarten und über einem Drittel der aus Deutschland bekannten. Ein Schwerpunkt der Erhebungen waren die Trockengebiete um Grißheim, wo auf Teilflächen mit Größen von 60-80 ha jeweils Artenzahlen über 1.500 registriert werden konnten. Auffallend hoch ist der Anteil wärmeliebender Arten mit südeuropäischem Verbreitungsschwerpunkt, was durch die klimatisch günstige Situation sowie die Nähe des Untersuchungsraumes zur Burgundischen Pforte, einer der klassischen Einwanderungsstraßen mediterraner Lebensformen nach Mitteleuropa, erklärbar ist. 600 der nachgewiesenen Käferarten stehen auf der bundesweiten Roten Liste, davon 227 Arten in den höchsten Gefährdungskategorien (ausgestorben/verschollen bis stark gefährdet). Beispiele solcher Arten sind die Laufkäfer Poecilus kugelanni und Harpalus progrediens, der Buntkäfer Denops albofasciatus, der Schnellkäfer Ampedus elegantulus sowie der Bockkäfer Ropalopus clavipes. Vier bislang als ausgestorben oder verschollen eingestufte Arten konnten nach 1950 erstmals wieder für Deutschland belegt werden: der Rindenkäfer Synchita separanda, die Blattkäfer Chrysolina didymata und Longitarsus australis sowie der Rüsselkäfer Rhabodorynchus varius. Zwei der Arten - Hirschkäfer (Lucanus cervus) und Eremit (Osmoderma eremita) - sind in Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union als solche Arten geführt, denen europaweit ein besonderer Lebensraumschutz gewährt werden muss. Näher eingegangen wird auf die Gruppen der Laufkäfer, der Holzbewohner (vorwiegend Arten des Totholzes) sowie der pflanzenfressenden Käfer (Blatt- und Rüsselkäfer). Hier werden faunistisch besonders bemerkenswerte Arten kurz besprochen, das Arteninventar verschiedener Lebensräume wird vorgestellt sowie die naturschutzfachliche Bedeutung und wichtige Ziele für Schutz und Entwicklung des Gebietes benannt. Insgesamt ist der Untersuchungsraum von zumindest gesamtstaatlicher Bedeutung, insbesondere durch das Vorkommen zahlreicher vom Aussterben bedrohter sowie extrem seltener Arten, die sehr hohe Anzahl gefährdeter Arten sowie die "Einzigartigkeit" bestimmter Zönosen auf Bundesebene. Für die entsprechenden Arten und Zönosen bestehen im Untersuchungsraum nach unserer Einschätzung besonders günstige Schutz- und Entwicklungsmöglichkeiten. Die insgesamt hohe Bewertung darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass innerhalb des Untersuchungsraumes Differenzierungen vorgenommen werden müssen und in gewissen Bereichen auch Defizite vorliegen, z.B. an verbauten Uferabschnitten oder in artenarmen, weitgehend geschlossenen Forsten. Gerade hier müssen Entwicklungsmaßnahmen ansetzen.