Im zweiten LFI können anhand eigens entwickelter Modelle erstmals national vergleichbare, qualitative Aussagen über den Zustand und die Entwicklung der Lawinen- und Steinschlagschutzwälder zum Schutz von Siedlungen und Verkehrswegen - Schutzwald gemäß LFI2 - gemacht werden. Die dargestellten Verhältnisse im LFI2-Schutzwald - rund 8% der gesamten Waldfläche - sind nur beschränkt auf die übrigen Schutzwälder übertragbar. Die verwendeten LFI2-Modelle haben provisorischen Charakter und sollen künftig durch verfeinerte Methoden ersetzt werden. Die Beurteilung der Schutzwälder bezieht sich auf die gegenwärtige und auf die zukünftige Schutzwirkung. Die gegenwärtige Schutzwirkung entspricht der Fähigkeit des Bestandes, einzelne Naturereignisse in ihrer Entstehung zu verhindern oder in ihrer Wirkung zu mindern. Im LFI2-Lawinenschutzwald ist die Wirkung auf 64% und im LFI2-Steinschlagschutzwald auf 19% der Fläche gut bis sehr gut. Seit dem ersten LFI hat der Anteil an Beständen mit räumigem bis aufgelöstem Schlußgrad um 4% abgenommen, was die Schutzwirkung tendenziell verbessert hat. Die mittelfristige Schutzwirkung wird anhand von Stabilitätsanforderungen an den Bestandesaufbau beurteilt. Im LFI2-Schutzwald erfüllen rund 67% der Bestände mindestens zwei Drittel dieser Anforderungen. Die LFI2-Modelle zeigen aber, daß heute nur 42% der Lawinen- und 11% der Steinschlagschutzwälder eine gute Schutzwirkung erbringen und gleichzeitig die Stabilitätsanforderungen befriedigend erfüllen. Ein wichtiger Indikator des Waldzustandes ist der Schädigungsgrad des Bestandes. Im Vergleich zum übrigen Wald ist der LFI2-Schutzwald merklich stärker geschädigt, in erster Linie bedingt durch die Situation in der Schutzwaldregion Nordalpen Ost. Seit dem LFI1 hat sich die Schadensituation geringfügig verschlechtert. Zur Abschätzung der mittelfristigen Risiken wurde auch die mechanische Bestandesstabilität beurteilt. Dabei sind kritische Bestände im LFI2-Schutzwald häufiger als im übrigen Wald, was allein auf die Verhältnisse in der Region Nordalpen Ost zurückzuführen ist. Der Nachwuchs und die Baumartenmischung lassen sich nur im Verlauf von Jahrzehnten bis Jahrhunderten wesentlich verändern und sind Indikatoren für langfristige Risiken. Ob der Schutzwald genügend Verjüngung aufweist, läßt sich heute nicht schlüssig sagen. Dagegen ist ersichtlich, daß die LFI2-Schutzwälder in den östlichen Alpen erheblich weniger Verjüngung aufweisen als in den westlichen. Am wenigsten Verjüngung hat die Region Alpen Südost (Graubünden). Hier hat sie erheblich abgenommen, während sie im gesamten LFI2-Schutzwald stagniert hat. Bezüglich Baumartenmischung ist der LFI2-Schutzwald heute weit vom Idealbild des Naturwaldes entfernt, und auch Minimalforderungen bleiben unerfüllt. So erreicht die Tanne im Hauptbestand von Fichten-Tannenwäldern nur ein Drittel des geforderten Mindestanteils. Im Nachwuchs ist der Tannenanteil etwas größer. Im LFI1-Schutzwald ist der Flächenanteil mit forstlichern Planung (65%) etwas größer als im übrigen Wald. Mit Ausnahme der Region Alpen Südost (Graubünden) wurden aber im LFI2-Schutzwald in allen Höhenlagen weniger waldbauliche Eingriffe getätigt als im übrigen Wald. Nach den waldbaulichen Gutachten der LFI-Aufnahmegruppen sind heute für gut ein Drittel des LFI2-Schutzwaldes kurzfristig waldbauliche Eingriffe angezeigt. Der Waldstraßenbau war in den meisten Regionen etwas intensiver und insgesamt wirkungsvoller als im übrigen Wald. Rund 82% der LFI2-Schutwälder liegen heute im möglichen Einsatzbereich der Seilkräne. Besonders erwähnt werden muß LFI2-Schutzwald der Region Nordalpen Ost. Im Vergleich mit den übrigen Regionen ist hier die Situation insgesamt am schlechtesten.
905.2 (Vorräte an Holz und anderen Forstprodukten. Zuwachs und Abgang. Holzbilanzen) 524.61 (Großräumige Waldaufnahme im allgemeinen (allgemeine Beschreibungen und Methoden). [Luftaufnahmen und Fernerkundung siehe 585; Ergebnisse siehe 905.2]) 907.32 (Schutzwald) [494] (Schweiz)