Für eine differenzierte Beurteilung des Waldes als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als Erholungsraum für den Menschen fehlt es heute noch an Grundlagenwissen udn Methoden. Zudem lassen die finanziellen Rahmenbedingungen keine aufwendigen Erhebungen zu. Trotzdem konnte das LFI 2 um zahlreiche, kostengünstig zu erhebende Merkmale und um eine Waldrandinventur ergänzt werden. Die vorliegenden Ergebnisse können aber nur einige Aspekte zur Thematik Naturschutz und Erholung beleuchten. Die im LFI entwickelten Beurteilungsmodelle (Biotop- und Ökotonwert, Naturausstattung) haben in diesem Sinne Pilotcharakter. Das LFI ist weniger ein Inventar der schutzwürdigen Spezialstandorte, sondern es dient der zeitgemäßen Überwachung naturnah genutzter Lebensräume. Zusammenfassend kann bei der Waldentwicklung aus naturschützerischer und ökologischer Sicht ein überwiegend positiver Trend festgestellt werden. Wohl sind die Wälder 5% dichter und damit dunkler geworden, dafür weisen sie zumindest in den Alpen einen Totholzanteil auf, der über den Minimalforderungen des Naturschutzes liegt. Zugenommen haben aber auch die mittlere Gehölzartenzahl und die Gehölzartenvielfalt um je 4% sowie der Anteil der Starkholzbestände um 11%. Im Mittelland ist der Fichtenanteil von 40 auf 39% geringfügig zurückgegangen. Entsprechend hat der Anteil naturnaher Bestockungen im Laubwaldareal der Schweiz um 1% zugenommen. Auch die Strukturvielfalt der Bestände zeigt - trotz gegenäufiger Entwicklungen einzelner Stukturindikatoren - insgesamt eine leichte Zunahme um 2%. Die Gesamtbilanz wird anhand des Biotopwerts, der auf den Indikatoren Naturnähe, Gehölzartenvielfalt und Strukturvielfalt beruht, dargestellt. Sie weist eine Verbesserung von 4% innert 10 Jahren mit Schwerpunkten in den nordöstlichen und zentralen Landesteilen aus. Für 42% der Waldbestände wird heute der Biotopwert in Relation zu Naturschutzforderungen als "hoch", für 37% als "mittel" und für 18% als "gering" eingeschätzt. Die erste nationale Waldrandinventur bestätigt bisherige Vermutungen: bezüglich Waldmantel-, Strauchgürtel- und Krautsaumbreite erfüllen nur 3 von 1048 taxierten Waldrändern die Idealvorstellungen des Naturschutzes. Nur 23% der Waldränder (ohne Subalpinstufe) weisen überhaupt Waldmantel, Strauchgürtel und Krautsaum auf (nicht dargestellt). Unter Berücksichtigung weiterer wichtiger Waldrandaspekte werden 30% der Waldränder als relativ hochwertig, 47% als mittel- und 23% als geringwertig taxiert. Hochwertige Waldränder sind besonders in der Nordschweiz überdurchschnittlich häufig. Rund 57% der Waldränder werden durch Zäune, Straßen, Wege und andere Hindernisse begrenzt. Nur 11% der Waldränder grenzen noch an ökologisch hochwertige Trockenrasen, Mager-, Feucht- und Riedwiesen, Gewässer oder Fels-/Schuttflächen. 5% des Schweizer Waldes liegen im Einzugsgebiet größerer Siedlungsgebiete mit entsprechender Erholungsnachfrage. Sie sind zu 55% gut und zu 16% mäßig erschlossen oder für Erholungszwecke eingerichtet. Der Bau neuer Waldstraßen hat sich nicht nach der Erholungsnachfrage gerichtet. Mit Straßen erschlossene oder für Erholungszwecke eingerichtete Wälder im Bereich großer Siedlungen haben eine große Bedeutung für die Naherholung. Der Anteil dieser typischen Naherholungswälder beträgt gesamtschweizerisch lediglich 3%. Die Naturausstattung der Bestände in diesen typischen Naherholungswäldern ist auf 32% der Fläche hoch, auf 60% mittel und auf 8% gering. Die Naturausstattung hat sich in den vergangenen 10 Jahren nicht verändert.
905.2 (Vorräte an Holz und anderen Forstprodukten. Zuwachs und Abgang. Holzbilanzen) 524.61 (Großräumige Waldaufnahme im allgemeinen (allgemeine Beschreibungen und Methoden). [Luftaufnahmen und Fernerkundung siehe 585; Ergebnisse siehe 905.2]) 907.1 (Natur- und Landschaftsschutz) 907.2 (Der Wald als Erholungsstätte) [494] (Schweiz)