Die wissenschaftliche Betrachtung als Basis einer Wertung des Problems "Schwermetalle in Waldoekosystemen" muss auf dem Stoffhaushalt von Waldoekosystemen aufbauen. Die Begriffe Stabilitaet, Elastizitaet und Resilienz werden auf der Grundlage der Stoffbilanz von Waldoekosystemen bzw. der von Ulrich (1983, 1987a, b, 1994; - Kap.3) entwickelten Waldoekosystemtheorie definiert. Als wesentliche Ursache fuer dei Destabilisierung von Waldoekosystemen wird die anthropogene Belastung mit Saeure, Schwermetallen und anderen Luftverunreinigungen diskutiert. Als grossraeumiges Belastungsmass werden die Raten der Emission von Schwermetallen, als standoertliches Belastungsmass die Raten der Deposition von Schwermetallen mit dem Niederschlag vorgestellt, miteinander verglichen und neue Tendenzen aufgezeigt. Fuer den Eintrag der beobachteten Schwermetalle und Metalloide in Waldoekosysteme Deutschlands gilt verallgemeinernd: Co < As ungefaehr gleich Cd ungefaehr gleich Cr < Ni << Pb. Auch wenn Pb nach wie vor quantitativ am staerksten mit dem Niederschlag in Oekosysteme eingetragen wird, wirken die Anfang der 80iger Jahre eingeleiteten Emissionsminderungen - hier vor allem die Einfuehrung unverbleiter Kraftstoffe 1984 (- Kap. 10, 13) - am effektivsten bei Pb und am uneffektivsten fuer Cd bzw. Ni, fuer das keine Minderung im Eintrag mit dem Niederschlag erkennbar ist: Pb > As > Co ungefaehr gleich Cr > Cd (Ni). Ebenfalls alarmierend ist der stark steigende Verbrauch von Ni in Deutschland und die in etwa gleichbleibende, relativ hohe Belastung des Niederschlags mit diesem Metall. Halten die beobachteten Entwicklungen bei der Niederschlags-Deposition von Pb und Ni an, wird Ni schon im naechsten Jahrzehnt Pb als das mengenmaessig am staerksten vertretene Schwermetall im Niederschlag abloesen (Schulte u. Gehrmann 1996). Durch die hohe Loeslichkeit von Ni bie pH-Werten < 6 in Boeden ist die Adsorptionskapazitaet bzw. Filterfunktion vor allem der stark versauerten Waldboeden fuer Ni weitgehend erschoepft. Negative Oekosystembilanzen zeigen, dass akkumuliertes Ni bereits mit dem Sickerwasser in Richtung Grundwasser verlagert wird (Schultz 1987; Gehrmann 1990; Andreae 1993). Dass Emissionsminderungen von Spurenelementen nicht nur technisch moeglich sind, sondern auch direkt zu Minderungen der jeweiligen Eintraege mit dem Niederschlag fuehren, kann mit den vorgelegten Ergebnissen vor allem von Pb und As belegt werden (Schulte et al. 1995; Schulte u. Gehrmann 1996). Fuer das extrem toxische Cd sind daher mit Nachdruck verstaerkte Massnahmen zur Emissionsminderung zu fordern. Trotz der seit ueber 20 Jahren gefuehrten oeffentlichen Diskussion, wurden moegliche Ersatzprodukte und Recyclingverfahren nicht der Bedeutung des Problems entsprechend eingefuehrt. Die dennoch selbstverstaendlich positiv zu bewertenden Ergebnisse sollten jedoch nicht zu der Schlussfolgerung verleiten, dass das Problem "Schwermetalle in Waldoekosystemen" geloest sei. Zum einen ist die durchschnittliche Depositionsrate aller untersuchten Messtationen im Jahr 1993 von Ob mit 31 g ha hoch-1 und Cd mit 2,0 g ha hoch-1 im Vergleich zu "unbelasteten" Gebieten immer noch sehr hoch (Literaturuebersicht bei Bergkvist et al. 1989), zum anderen verbleiben die spaetestens seit Beginn der Industrialisierung in Mitteleuropa akkumulierten Pb-Vorraete vor allem in Waldboeden, die mit Werten von einigen Kilogramm auf industriefernen Standorten bis hin zu mehreren hundert Kilogramm Pb ha hoch-1 belastet sein koennen. Bei zunehmender Bodenversauerung infolge ueberhoehter S-Eintraege (abnehmende Tendenz) und N-Eintraege (zunehmende Tendenz) koennte auch das im Vergleich mit anderen Schwermetallen relativ immobile Pb mobilisiert werden und oekosystemschaedigend wirken bzw. ins Grundwasser verlagert werden (Schulte 1988). Negative Oekosystembilanzen fuer Cd (Schultz 1987; Gehrmann 1990; Andreae 1993) zeigen, dass der im Boden akkumulierte Cd-Vorrat bereits abgebaut wird. In versauerten Waldboed..