Seit 1990 sind im Ruhrgebiet die mittleren SO2-Immissionswerte unter 25 ög/mß Luft gesunken, und seitdem findet man dort wieder zunehmend epiphytische Flechten und Moose. Wir haben im Sommer 1998 entlang der drei Transekte durch Duisburg, Bochum und Dortmund praktisch alle dort vorkommenden epiphytischen Moose und Flechten erfasst und zusätzlich mit Flechten die lufthygienische Belastung gemäß VDI-Richtlinie ermittelt. Es wurden 34 Flechten und 20 Moosarten gefunden, darunter die empfindlichen Flechten Usnea spec., Ramalina spec., Parmelia caperata und die Moose Methgeria furcata und Orthotrichum affine. Damit hat sich im Vergleich zu früheren Untersuchungen die Anzahl der Flechtenarten innerhalb von zehn Jahren verdoppelt. Im Mittel wuchsen auf jedem untersuchten Baum eine Moos- und vier Flechtenarten. Epiphytische Moose fehlten in einigen Industriegeländen, während Flechten überall in den Transekten vorkamen. Während früher wenige acidophytische Flechtenarten vorherrschten, trifft man heute überwiegend auf nitrophytische Arten der Gattungen Phaeophyscia, Physcia, Xanthoria und Candelariella. Dieser Anstieg der Nitrophyten ist im Duisburger Transekt am stärksten ausgeprägt. Die Luftgütewerte lagen zwischen 2,5 und 21. Der Mittelwert der Transekte war 10, was einer "sehr hohen Belastung" entspricht. Der mittlere Toxitoleranzwert der Flechten betrug 7.6 und weist ebenfalls auf eine hohe Schadstoffbelastung hin. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wiederbesiedlung des Ruhrgebietes mit Epiphyten vor maximal zehn Jahren eingesetzt hat. Die meisten der "neuen" Flechten sind Nitrophyten.