Im Jaenner 1995 beauftragte die Vorarlberger Naturschau (Dir.Dr. Margit Schmid) das WWF-Forschungsinstitut mit der Durchfuehrung des Projektes "Kartierung des Fischotters (Lutra lutra) in Vorarlberg mit besonderer Beruecksichtigung des Bregenzerach - Weissach - Rotach - Einzugsgebietes". Aufgrund vorliegender Hinweise (Grabherr briefl.) und der noch weitgehend natuerlichen Flussmorphologie in den ausgedehnten Schlutstrecken standen die Gewaesser des Bregenzerwaldes von Anbeginn im Mittelpunkt des Interesses. Auf der Grundlage der OeK 1:50.000 wurden 9 Untersuchungsstrecken ausgewaehlt, die in zwei Kartierungsdurchgaengen (Juli und Oktober 1995) auf indirekte Otteranwesenheitsmerkmale (Losung, Spuren, Frassreste) kontrolliert wurden. Parallel dazu wurde in Zusammenarbeit mit der Vorarlberger Naturschau eine Fragebogenaktion durchgefuehrt, die sich an Gemeinden, Verkehrsaemter, Naturschutzbund-Mitglieder und naturkundlich interessierte Personen wie Jaeger, Foerster und Fischer richtete. Von den insgesamt etwa 535 ausgesendeten Fragebogen gab es einen Ruecklauf von 30 (6%), wobei 11 (2%) Angaben zum historischen oder rezenten Ottervorkommen enthielten. Soweit moeglich wurde mit den Informanten der letztgenannten Gruppe in Kontakt getreten, um die Glaubwuerdigkeit der Angaben zu ueberpruefen. Unter allen erhaltenen Hinweisen ueber ein aktuelles oder wenige Jahre zurueckliegendes Ottervorkommen schienen uns die Meldungen an der Bregenzerach im Bereich der Subersach-Muendung am glaubwuerdigsten. Dennoch gelang uns auch bei der zweiten Freilanderhebung im Oktober 1995 kein Otternachweis, ja nicht einmal ein fraglicher oder unsicherer Hinweis konnte an den Gewaessern im Bregenzerwald entdeckt werden. Bei den nach Abschluss der Freilandarbeiten offengebliebenen Otter-Hinweisen und Verdachtsgebieten wurden von zwei an Waldviertler Ottergewaessern eingeschulten Vorarlberger Otter-Mitarbeitern (J. Ulmer P W. Meusburger) weitergehende Recherchen vorgenommen sowie Fotobelege fraglicher Spuren ueberprueft. Aber auch diese ergaenzenden Arbeiten erbrachten keinen Otternachweis. Wir ziehen daraus den Schluss, dass der Fischotter bis vor kurzer Zeit sehr zerstreut und in aeusserst geringer Dichte hier gelebt haben koennte, aber moeglicherweise in Zusammenhang mit der Spuelung des Speichers Bolgenach (und der darauf folgenden beispiellosen Veroedung der flussabwaerts anschliessenden Gewaesserstrecken der Weissach und Bregenzerach) vertrieben wurde. Ergaenzend zu den Freilanderhebungen wurde versucht, anhand verfuegbarer und zugaenglicher Literaturquellen das historische ottervorkommen in Vorarlberg zu rekonstruieren (Abschusslisten, Stopfpraeparate, alte Fischereizeitschriften etc.). Aehnlich wie in anderen Teilen der Alpen hat der Otter auch die Gewaesser Vorarlbergs bis um die Jahrhundertwende von den Talboeden bis in etwa 1000 Meter Seehoehe durchgaengig besiedelt, wobei auch hoehergelegene Regionen - nicht zuletzt beim Ueberqueren von Wasserscheiden - gelgentlich besucht wurden. Der Bodensee hingegen duerfte fuer den an Seichtwasserzonen und Uferregionen von seiner Jagdtechnik her optimal angepassten Fischotter schon immer zu den unguenstigen Lebensraeumen gezaehlt haben. Vom Standpunkt eines uebergeordneten Natur- und Gewaesserschutzes geht es vorrangig um die Sanierung (oder zumindest Verbesserung) der vor allem durch Wasserkraftanlagen massiv beeintraechtigten Fliessgewaesser, die zu den fischaermsten in ganz Oesterreich zaehlen. Nur die Wiederherstellung nahrungsreicher, naturnaher Gewaesserbiotope ausreichender Groesse boete den aus anderen Teilen der Alpen kuenftig moeglicherweise zuwandernden Fischottern eine Chance zum Ueberleben.