Epiphytische Flechtenvereine in Vorarlberg (Oesterreich) unter besonderer Berueckksichtigung der Hemerobie von Waldoekosystemen

1996

S. 9-152

zahlr. Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200066634

In den Jahren 1992 bis 1994 wurden erstmalig die epiphytischen Flechtengesellschaften des Bundeslandes Vorarlberg erhoben. Gegenstand der Untersuchungen war auch die Klaerung der Frage, ob und inwieweit Flechten als Indikatoren fuer den Hemerobiegrad (Grad der menschlichen Beeinflussung) von Waldoekosystemen geeignet sind. Vorarlberg, das westlichste und flaechenmaessig zweitkleinste (2601 km2) Bundesland Oesterreichs, vereinigt trotz seiner geringen Ausdehnung sehr unterschiedliche klimatische und geologische (Anteile an der Flysch- und Molassezone der Voralpen, an den Noerdlichen Kalkalpen und an den Zentralalpen) Verhaeltnisse. Die naturraeumliche Vielfalt ist dementsprechend hoch. Fuer die Untersuchungen wurden 1200 pflanzensoziologische Aufnahmen auf Laub- und Nadelbaeumen sowie auf deren Totholz durchgefuehrt. Die Methodik der Aufnahmen folgt nach Wirth (1972). Fuenfundzwanzig (25) verschiedene Flechtenvereine (Assoziationen, Subassoziationen, Varianten) mit insgesamt 315 epiphytischen und epixylen Flechtenarten wurden ausgewiesen. Neunundsechzig (69) Flechtenarten sind neu fuer Vorarlberg, fuenf (5) davon auch Neufunde fuer Oesterreich. Folgende Flechtenvereine wurden erfasst: - Lecanactidetum abietinae Hilitzer 1925. Besiedelt die flach- bis mittelrissige Borke von Abies alba an lichtarmen, luftfeuchten Standorten in der montanen Stufe. Chaenothecetum ferrugineae Barkman 1958. Im Untersuchungsgebiet nur 1 Fundpunkt in 660m auf Picea abies. Dieser Standort ist von einem hohen Grad an Luftverunreinigung gepraegt. - Chriysothrichetum candelaris Mattick 1937. Siedelt ausschliesslich auf der flach- bis mittelrissigen Borke von Nadelbaeumen, vorwiegend auf Abies alba an Standorten mit hoher Luftfeuchtigkeit in der montanen bzw. submontanen Stufe. - Leprarietum incanae James, Hawksworth & Rose 1977 (ass. prov.). Artenarme, toxitolerante Gesellschaft, die weit in urbane Gebiete vordringt; sie siedelt auf der glatten bis mittelrissigen Borke von Laub- und Nadelbaeumen in der submontanen und montanen Stufe. - Parmeliopsidetum ambiguae typicum Hilitzer 1925. Besiedelt fast immer den Stammgrund von Nadelbaeumen in der montanen und hochmontanen Stufe. - Parmeliopsidetum amb. subass. imshaugietosum aleuritis Barkman 1958. Bevorzugter Phorophyt ist Picea abies mit flach- bis mittelrissiger Borke. Die Subassoziation ist xerophytischer als das Parmeliopsidetum ambiguae typicum und an warmen Standorten in der montanen und hochmontanen Stufe verbreitet. - Pseudevernietum furfuraceae typicum Hilitzer 1925. Gesellschaft mit hohem Licht- und Feuchtigkeitsbedarf, die ausschliesslich auf Abies alba und Picea abies in der montanen bzw. hochmontanen Stufe siedelt. - Pseudevernietum furfuraceae var. platismatiosum glaucae Hilitzer 1925. In der montanen und submontanen Stufe auf Abies alba und Picea abies. Es hat geringere Lichtansprueche als das Pseudevernietum furfuraceae typicum. - Pseudevernietum furfuraceae var. hypogymniosum physodis Ochsner 1928. Auf der flach- bis mittelrissigen, vereinzelt auch tiefrissigen Borke von Laub- und Nadelbaeumen mit Verbreitungsschwerpunkt in der montanen Stufe. Diese Variante mit der euryoeken Flechtenart Hypogymnia physodes vertritt das Pseudevernietum furfuraceae an tiefer gelegenen, waermeren, von Luftverunreinigungen staerker betroffenen Standorten. - Evernietum divaricatae Frey 1952. Besiedelt vor allem die Aeste von Picea abies. Bevorzugt lichte Waldbestaende bzw. Phorophyten am Waldrand in dauernd luftfeuchten Lagen der hochmontanen und subalpinen Stufe. Die Gesellschaft reagiert sehr empfindlich auf Eutrophierung und die Einwirkung von Luftschadstoffen. - Parmelietum revolutae Almborn 1948. Vor allem auf Laubbaeumen (besonders Fagus sylvatica) mit glatter bis mittelrissiger Borke. Ozeanisch gepraegte Assoziation niederschlagreicher und luftfeuchter Lagen mit Verbreitungsschwerpunkt in der montanen Stufe. Empfindlich gegenueber Eutrophierung und Luftverunreinigung. - Lobarietum pulmonaria...