Die Fossilgeschichte der Laufkaefer ist durch die Arbeiten von Coope (1979) und Matthews (1979) ueber das gesamte Pleistozaen bis zum Jungtertiaer gut untersucht. In einem Zeitraum von bis zu 600 000 Jahren v.u.Z. waren weder neu entstandene noch ausgestorbene Laufkaeferarten feststellbar. Erste evolutive Veraenderungen zum heutigen Artenbestand liessen sich ab 2 Mio Jahren in Alaska nachweisen. Die globale Entwicklung des Laufkaefer- Artenbestandes und die Geschwindigkeit evolutiver Prozesse bei Laufkaefern konnte mittels eines Computerprogramms simuliert werden. Im Vergleich zu den laengerfristigen evolutiven Veraenderungen kam dem klimatisch bedingten Faunenwechsel die groesste Bedeutung bei den Faunenveraenderungen der Laufkaefer in Mitteleuropa zu. Der Faunenwechsel zwischen Warmzeit (Upton- Warren-Interstadial 43 000 v.u.Z.) und nachfolgender Kaltzeit betrug z.B.: 53% in 13 000 Jahren, in der nacheiszeitlichen Entwicklung in England: 30% in 13 000 Jahren. Demgegenueber stehen drastische Veraenderungen in der Zusammensetzung der Laufkaeferfauna (41,4%) in den letzten 150 Jahren, die das Ausmass der "natuerlichen" Faunenveraenderungen weit uebertreffen. Eine Datenbank mit ueber 40 000 Funddaten zur Laufkaeferfauna von Mecklenburg- Vorpommern bildet die Grundlage einer Analyse der Ursachen der gegenwaertigen Faunenveraenderungen. Von 338 registrierten Arten sind 16 nicht sicher belegt. Ueber 100 Arten zeigen mehr oder weniger deutlichen Rueckgang in den letzten Jahrzehnten, davon gelten 33 Arten (darunter 16 fragliche) in Mecklenburg-Vorpommern bereits als erloschen. Eine zeitlich gestaffelte Analyse des Vorkommens laesst unterschiedliche klimatisch deutbare Tendenzen des Artenschwundes sichtbar werden: So erloschen in der 1. Periode (bis 1941) "suedliche", waermeliebende Arten, in der 2. Periode (ab 1942) "oestliche", kontinentale Arten. Unter den im gleichen Zeitraum als "neu" nachgewiesenen oder stark zunehmenden Arten (10) ueberwiegen die aus taxonomischen Gruenden oder wegen schweren Bestimmbarkeit oder Seltenheit erst spaet "entdeckten" Arten (16). Die rezenten Areal-Erweiterungen einer relativ grossen Zahl atlantischer Arten stehen mit der Tendenz des aktuellen Schwundes kontinentaler Arten gut in Einklang, allerdings ueberwiegen in den letzten 30 Jahren transgredierende Arten aus dem Osten. Das sich daraus ergebnede Bild der Verschaerfung von Klimagegensaetzen im Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern wird im Zusammenhang mit den zu erwartenden globalen Klimaveraenderungen diskutiert und Konsequenzen fuer den Naturschutz im kuestennahen Raum aufgezeigt.