Eigendynamische und gesteuerte Waldentwicklung im Kalk-Buchenwald : Ein Vergleich des Naturwaldes Hünstollen und der Wuchsreihe Buche/Edellaubbäume im Forstamt Bovenden

1999

S. 48-54

36 Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200065298

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über das Prozeßschutzkonzept im Zusammenhang mit der Zertifizierung von Forstbetrieben werden die Ergebnisse eines Vergleichs zwischen einer bewirtschafteten waldwachstumskundlichen Versuchsfläche und einem benachbarten Naturwald dargestellt und diskutiert. Beide Untersuchungsflächen stellen gut miteinander vergleichbare typische Kalkbuchenwälder dar. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse kann festgehalten werden: - Bei Ausschluß von Störungen tendieren Kalk-Buchenwälder der Optimalphase zur Entschichtung und Entmischung. Dieses Ergebnis bestätigt die waldbauliche Lehrmeinung. - Intensität und Frequenz von Störungen haben großen Einfluß auf die Struktur und die Baumartenzusammensetzung und sind damit ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der Walddynamik auch in mitteleuropäischen Buchenwäldern. - Totholz ist auch in Naturwäldern ein variables Strukturelement (Abhängigkeit von Absterbeursache, Gehölzart, -dimension, Sukzessionsstadium, Zersetzungsmilieu). Aus Naturschutzsicht ist die Festlegung von Totholzqualitäten wichtiger als ein pauschaler und undifferenzierter Totholzanteil. - Die Zusammensetzung der Naturverjüngung wird stark durch das Schalenwild beeinflußt. Während die Entwicklung von Buche und Esche offenbar durch Wildverbiß indirekt gefördert wird, erlangen Spitz- und Bergahorn sowie einzelweise auch die Bergulme nur innerhalb des Zaunes eine dominante Stellung in der Naturverjüngung. - Die Baumarten- und Strukturdiversität in Wirtschaftswäldern kann durch geeignete Pflegestrategien auf einem hohen Niveau gehalten werden. Naturwaldforschung ist waldökologisch relevante, langfristige Grundlagenforschung, die sich in Verbindung mit experimenteller Forschung für waldbauliche Fragestellungen nutzen läßt. Abgesicherte Erkenntnisse können dabei nur aus langfristig beobachteten und gut dokumentierten Zeitreihen abgeleitet werden.