Der natürliche Generationswechsel kann bei ökologischem Gleichgewichtszustand und natürlicher Waldstruktur mit einer überraschend geringen Individuenzahl bewerkstelligt werden. Die natürliche Wilddichte beeinflusst diesen Verjüngungsprozess nicht wesentlich. Unnatürlich hohe, jagdwirtschaftlich optimale Wilddichten wirken sich auf diesen rationellen Verjüngungsablauf rasch und extrem aus durch starke selektive Beeinflussung der Verjüngung bis zur völligen Unterbindung der natürlichen Verjüngungsfähigkeit. Deshalb genügt ein lediglich passiver Schutz von Naturwaldreservaten nicht. In unserer mitteleuropäischen Kulturlandschaft muss der infolge einseitiger Hege und Fütterung unnatürlilche Wildfaktor durch entscheidende Reduktion (oder Zäunung der Reservate) kompensiert werden, um dem schleichenden ökologischen Substanzverlust der Reservate entgegenzutreten. Ohne Ausschaltung der Wildschäden werden nicht nur die wenigen natürlichen Waldreste in ihrer Existenz schwer gefährdet oder zerstört, sondern darüber hinaus brechen im Gebirge in absehbarer Zeit durch Unterbindung der natürlichen Verjüngung auf grösseren Flächen Schutzwälder zusammen. Schäden durch Erosion, Lawinen, Steinschlag oder Muren können katastrophales Ausmass annehmen, so dass alle Anstrengungen zur Bereinigung dieser ungelösten Frage unternommen werden müssen (LEIBUNDGUT 1961, 1973; MAYER 1973, 1975). Untätiges Warten in der Wildfrage ist nicht nur naturgefährdend, sondern in Gebirgsländern auch lebensbedrohend.