An Beispielen wird überprüft, inwieweit die in einer gemeinsamen Skala zusammengefaßten Beurteilungen der Naturnähe von Wäldern und anderen Ökosystemen der Realität entsprechen. Dabei zeigt sich, daß solche in der Naturschutzplanung üblichen gruppenweisen Einstuffungen der besonderen Stellung des Waldes, die er hinsichtlich seiner Naturnähe gegenüber anderen Landnutzungsformen einnimmt, nicht gerecht werden. Bei der Darstellung verschiedener Maßstäbe zur Ermittlung der Naturnähe wird die historische Perspektive mit einer aktualistischen Betrachtungsweise verglichen. Als Bemessungsgrundlage für die großflächige Naturnähebeurteilung aktueller Wälder eignet sich hierbei eine heutige potentielle natürliche Vegetation besser, da sie - im Gegensatz zur historisch ausgerichteten Wertung auf der Basis einer früheren natürlichen Vegetation - irreversibel veränderte Standortsbedingungen berücksichtigt. Von Bedeutung ist dies v.a. auch hinsichtlich der Möglichkeit, aus einer Beurteilung der Naturnähe praktische waldbauliche Konsequenzen zu ziehen. Für eine einfache Naturnähebeurteilung der Gesamtwaldfläche wird eine 5stufige Skala vorgeschlagen und erläutert. Die Einstufung der Naturnähe orientiert sich dabei am Leitbild der multifunktionalen Kulturlandschaft. Die Bemessungsgrundlage bildet ein heutiger potentieller natürlicher Wald unter Einschluß sukzessionaler Entwicklungen.