Für die Ableitung von Beurteilungsmaßstäben (z.B. Grenz-, Richt-, Orientierungswerte) zur Wirkung von Luftschadstoffen auf Pflanzen sind messtechnische Werte, die die Zusammensetzung der Luft bzw. die Konzentration der einzelnen Luftinhaltsstoffe angeben, wenig aussagekräftig. Grundlage für die ökotoxikologische Risikobeurteilung sind Kenntnisse über quantitative Zusammenhänge zwischen Immission und Wirkung, d.h. zwischen den betreffenden Luftverunreinigungskomponenten bzw. Immissionsgemischen und den zu schützenden Objekten. In den vergangenen Jahrzehnten wurden zahlreiche Methoden zur Untersuchung von Immissionswirkungen auf Pflanzen entwickelt. Bei den Expositionsverfahren wird zwischen Systemen unterschieden, die unter naturfernen bzw. künstlichen, naturnahen oder natürlichen Bedingungen arbeiten. Bei der Auswahl des Verfahrens muss allerdings, hinsichtlich der Ergebnisse stets berücksichtigt werden, dass mit zunehmender Reproduzierbarkeit der Untersuchungen (z.B. durch Nutzung geschlossener Kammersysteme) eine Abnahme der Repräsentanz der jeweils ermittelten Versuchsergebnisse für die Praxis verbunden ist. Das LUA NRW (bzw. seine Vorläuferinstitutionen) führt seit über 30 Jahren experimentelle Untersuchungen zur Wirkung von Luftschadstoffen auf Pflanzen durch. Hierzu werden unterschiedliche natürliche, naturnahe (z.B. Freilandkammern in Essen-Kettwig) und künstliche Expositionssysteme (z.B. "Tornado"-Kammern im Gewächshaus) eingesetzt und gemäß den internationalen Anforderungen an die Vorgehensweise zur Ableitung von Beurteilungswerten kontinuierlich weiterentwickelt. Zur Zeit werden diese Untersuchungseinrichtungen vor allem im Rahmen der Ableitung von Beurteilungsmaßstäben zur Wirkung erhöhter Ozon- und Ammoniak- bzw. Ammoniumkonzentrationen eingesetzt.