Standardsignatur
Titel
Bodenfruchtbarkeit - Phänomen und Begriff
Verfasser
Erscheinungsjahr
2000
Seiten
S. 129-142
Illustrationen
zahlr. Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200062074
Quelle
Abstract
Auf Grund einer breit angelegten Auswertung der Literatur über Bodenfruchtbarkeit aus den Gebieten der Bodenkunde, der Agronomie und der Ethnologie wird die Vielfalt von Definitionen und Umschreibunden der Bodenfruchtbarkeit grafisch in Form "mentaler Landkarten" dargestellt. Eine Typologie der Bodenfruchtbarkeitsdefinitionen wird erstellt, und Probleme bei der konzeptuellen Annäherung an die Bodenfruchtbarkeit werden erörtert. Darauf aufbauend werden unterschiedlich ausgerichtete Konzepte den Begriffen "Bodenfruchtbarkeit" und "Bodenqualität" zugeordnet. "Bodenfruchtbarkeit" lässt sich nicht als naturwissenschaftlicher Fachbegriff fassen. Der Begriff beschreibt zwar eine bestimmte Bodeneigenschaft, aber weil diese dispositional (verborgen) ist, kann sie wissenschaftlich nicht vollständig operationalisiert werden. "Bodenqualität" dagegen umfasst unbestimmte Mengen austauschbarer Bodenmerkmale und Bodenfunktionen, die dem Begriff durch Werturteile zugewiesen werden. Das Phänomen der Bodenfruchtbarkeit erscheint dem Bewusstsein als autonomes Gegenüber, das nicht nur eigenständige materielle sondern auch geistige Qualitäten besitzt. Wesentliche Strukturelemente der auf das Phänomen bezogenen traditionell religiösrituellen Bodenkultur sind: das Zusammenbringen der vier Elemente, die religio angesichts des Geistigen der Natur, der Eros und das Opfer. Wir brauchen heute einen neuen, zeitgerechten Zugang zum Phänomen der Bodenfruchtbarkeit. Ein solcher Zugang könnte in ein innovatives und zukunftsweisendes Forschungsprogramm münden. Wissenschaft und Praxis sollten die Gefühlsbeziehung zum Phänomen Bodenfruchtbarkeit und die bewusste Wahrnehmung seiner geistigen und stofflichen Aspekte neu entdecken und weiter entwickeln.