Das Naturwaldreservat Neuwald am Lahnsattel in Niederösterreich stellt nach dem pollenanalytischen Befund noch einen Urwald im engeren Sinne dar, wenngleich heute durch die Kleinheit der Fläche und durch den jahrzehntelang überhöhten Wildbestand die natürliche Vegetationsdynamik gestört ist. Fünf soziologisch-ökologisch deutlich unterscheidbare Waldgesellschaften (Alpendost- Fichten-Tannen-Buchenwald, Schaumkraut-Fichten-Tannen-Buchenwald, Waldschachtelhalm-Fichten-Tannenwald, Kalkschutt-Fichtenwald, Nassgallen- Fichtenwald) bauen das Reservat auf, das somit charakteristisch für das nordöstliche randalpine Fichten-Tanen-Buchenwaldgebiet ist (Mayer 1971). Die Vegetationseinheiten sind nach Baumartenmischung, Wüchsigkeit, Wuchsrelation, Baumzahlverteilung, Vorratsstruktur, Schichtung, Ausformung, Entwicklungsdynamik deutlilch unterschieden, so dass die soziologisch-ökologische Charakterisierung der Gesellschaften gleichzeitig differnzierte waldbauliche Behandlungseinheiten erfasst. Da im Reservat die frühe bis späte Terminalphase vorherrscht und Verjüngungs- sowie Initialphasen nahezu fehlen, ist keine kontinuierliche Entwicklungsdynamik gegeben. Nur nach Regelung der Wildfrage kann die standörtlich stark differenziert sich einstellende Verjüngung gesichert werden und langfristig des Reservat erhalten bleiben. Der standörtlich vielfältige Urwaldrest stellt ein einmaliges Naturlaboratorium dar, durch dessen wiederholte Aufnahme und den Vergleich mit anderen Reservaten die Grundlagen der natürlichen Produktionsautomatisierung abgeklärt werden können. Durch nähere Einblicke in den natürlichen Entwicklungsgang kann dann im Wirtschaftswald mit geringsten Steuerungseingriffen die Zielsetzung im kombinierten Ertrags- und Sozialwald verwirklicht werden.