Werden gekrümmte Baumteile geradegebogen, entstehen radiale Querkräfte, die zum Bruch der Holzstruktur führen würden, wenn der Baum die innere Struktur seines Holzes nicht optimiert hätte. Am Beispiel einer schiefen Buche (F. sylvatica L.) werden verschiedene optimierte Holzstrukturen vorgestellt, mit denen ein Baum die radialen Zugbelastungen bewältigt. 1. Radial verlaufende Holzstrahlen wirken wie Zugseile, die sich nach außen hin vergrößern und sich schließlich sogar noch aufspalten. 2. Das Spätholz der einzelnen Jahresringe bildet gleichsam "Unterlegscheiben" hinter den Knoten dieser Holzstrahlseile. 3. Durch den Einbau von Sekundärstrahlen werden die Holzstrahlabstände beim Dickenwachstum begrenzt. 4. Die Spätholzbereiche werden zwischen den Holzstrahlen gewölbeartig angeordnet, um dem auftretenden Druck besser standzuhalten (Gewölbehypothese) und somit Biegezugspannungen zu vermindern. Dies gelingt auch durch den keilartig seitlich Druck der Holzstrahlknoten mit den Schwert-Scheide-Streckverbindungen auf die Spätholzbrücken, der ebenfalls die Biegezugspannungen aufzuheben trachtet. 5. Der Buchenholzstrahl optimiert die Verbindungsstelle zwischen Spätholz und Frühholz (Steifigkeitssprung), indem er eine "Schwert-Scheide-Verbindung" ausbildet, wobei der Frühholz-Strahlanteil im Spätholz-Strahlanteil steckt und mit diesem durch Pektin besonders gut verklebt ist. Aus diesem Verständnis heraus ergibt sich zwangsläufig die geringere Bruchlast von Bäumen mit nur einreihigen Holzstrahlen, was auch bei der Beurteilung der Verkehrssicherheit zu berücksichtigen ist.
181.6--015.2 (Lebensform, Wuchsform. Entwicklung und Form nach dem Sämlingsalter. Physikalisch und mechanisch. Physikalisch-chemisch) 811.22 (Reaktionsholz (Zug- und Druckholz)) 176.1 (Dicotyledoneae [Siehe Anhang D])