- Standardsignatur5235
- Titel100 [Hundert] Jahre Tannengroßpflanze - naturgerecht oder naturwidrig?
- Verfasser
- Erscheinungsjahr1998
- SeitenS. 81-89
- Illustrationen17 Lit.Ang.
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200057451
- Quelle
- AbstractSorgfältig vorbereitete, vorsichtig transportierte und sachgerecht gesetzte Tannen-Großpflanzen sind im Forstbezirk Lorch seit 1964 und später auch an anderen Orten auf waldbaulich schwierigen Standorten, in waldbaulichen Notlagen oder aus Gründen waldbaulicher oder ökologischer Vorsorge in Kenntnis der waldbaulichen Arbeit v. Falkensteins in der Zeit der Jahrhundertwende eingesetzt worden. Die weitaus überwiegende Zahl dieser Tannengroßpflanzen gedeiht bis heute und besteht den Wettbewerb mit den konkurrierenden Baumarten. Ihre Wuchsleistung nach oben und nach unten ist überzeugend. Sie bilden auch nach dem Einkürzen der zentralen und der Seitenwurzeln mit überraschender Geschwindigkeit neue Zentral- und Seitenwurzeln. Die zentralen Wurzeln lassen sich in der überwiegenden Mehrzahl nicht vom lotrechten Wuchs abbringen. Von den Seitenwurzeln aus entwickeln sich schon im zweiten Jahrzehnt nach der Pflanzung lotrechte Absenker. Tannengroßpflanzen sind wegen der höheren Kosten der Einzelpflanze nur im Weitverband vertretbar. So wie die Tannen-Großpflanzen sich sich bis heute entwickeln, kann damit gerechnet werden, daß aus dem Weitverband eine für sekundäre Tannenmischbestände ausreichende Anzahl von Alttannen in der Reifephase hervorgehen wird. Der Verband 12x3 m hat sich hier bewährt. Sogar der Verband 12x6 m wird für vertretbar gehalten. Auf kleineren Lücken wird man sich der Situation anpassen. Der Tanne auf natürlichem Wege wieder zu dem ihr gebührenden Raum zu verhelfen, hatte und hat auch hier Vorrang. Wo Tannenpflanzen normal Größe möglich sind, wurden diese eingesetzt, wo aber beides unmöglich erschien, und das galt für etwa 20% der tannenpflichtigen Standorte, glaubten wir, den Rückweg zur Tanne nicht erst in der nächsten Baumgeneration beschreiten zu dürfen. Gegenwärtig ist der Bedarf an Tannengroßpflanzen geringer. Aber es deutet sich an, daß die aggressive Konkurrenzvegetation unter der Wirkung des Stickstoffeintrages aus der Luft und bei niedrigem Wildstand noch stärker wird. Möglicherweise nehmen auch die Stürme nicht ab, sondern zu. Es wird deshalb nicht ratsam sein, auf das Bereithalten von Tannengroßpflanzen ganz zu verzichten. Überall wo man allmählich zur Einzelstammnutzung und schließlich zum Plenterwald übergehen will, kann die Tannengroßpflanze Lücken schließen, die die natürliche Ansamung läßt. Solche Lücken sind nach unserer Erfahrung gerade auf labilen, tannenpflichtigen Standorten häufiger als auf stabilen. Tannengroßpflanzen sind künftig wohl auch im Kleinprivatwald von Bedeutung. Auf kleinen Flurstücken kann man nicht gut Zäune errichten; in Gemeindejagden ist der Einfluß auf die Höhe des Wildbestandes begrenzt. Wo also dort Tannennaturverjüngung nicht reichlich ankommt, kann die Tanne weiterhin Boden verlieren, oder sie kann gar verschwinden, wenn man ihr nicht durch geeignete Pflanzung hilft. Aus der Forsteinrichtungsstatistik 1985/94 geht hervor, daß der Rückgang der Tanne in der Wuchsbezirksgruppe 4/24, "Innerer Schwäbisch-Fränkischer Wald" zum Stehen gekommen und ein tannenanteil von 14% erreicht worden ist. An diesem Erfolg ist auch die Tannengroßpflanze beteiligt. Das in der Waldbauübersicht von 1992 genannt Ziel von 18% Baumartenanteil und 55% Mischbestandsanteil ist aber noch nicht erreicht, zumal in den Altbeständen so hohe Tannenanteile vorhanden sind, wie sie jetzt in den Jungbeständen gar nicht mehr angestrebt werden. Auf die Tannengroßpflanze sollte man deshalb noch nicht verzichten.
- Schlagwörter
- Klassifikation232.411.3 (Sortierung nach Größe u.a.)
232.43 (Pflanzverbände)
561.1 (Höhenzuwachs)
232.412.2 (Beschneiden von Wurzel und Sproß)
181.36 (Wurzelbeziehungen, Wurzelentwicklung usw.)
236.4 (Überwachung (einschl. Begangspfade). Kontrolle des Verjüngungserfolgs)
174.7 (Coniferae [Siehe Anhang D])
[430] (Deutschland, 1990-)
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