Auswirkungen gesteigerter Energie- und Proteingehalte des Futters auf Fermentationsprodukte, Fauna und Schleimhaut des Pansens von Wildwiederkäuern (Damhirsch/Reh) im Vergleich zu Hauswiederkäuern (Schaf/Ziege)
Bisher lagen keine Ergebnisse über das Anpassungsverhalten von Wildwiederkäuern im Vergleich zu Hauswiederkäuern hinsichtlich ruminaler und intraruminaler Parameter bei unterschiedlichem Mischfutteranteil in der Ration vor. Aus dem Grund wurden nach jeweils zwei Fütterungsperioden insgesamt vier vergleichende Untersuchungen am Pansen von Damwild und Schafen sowie Rehwild und Ziegen durchgeführt (Übersicht). Die Tiergruppen erhielten jeweils die gleiche Gesamtration, bestehend aus einer bestimmten Grasmenge und zwei gestaffelten Mischfuttergraben. Die Untersuchungen führen zu folgenden Ergebnissen: Rehe besitzen im Vergleich zu Ziegen einen vom Fassungsvermögen um 2/3 kleineren, Damwild im Vergleich zu Schafen einen um 1/3 kleineren Pansen. Die Pansenwandstärke ist bei den Wildwiederkäuern dagegen größer. Sie sind auch in der Lage, entsprechend große Futtermengen wie diese Hauswiederkäuer täglich aufzunehmen und zu fermentieren. Der pH-Wert im Pansensaft lag bei den Wildwiederkäuer höher. Grund hierfür ist wohl ihr Äsungs- und Wiederkäuverhalten. Sie nehmen ihr Grundfutter immer in mehreren Äsungsphasen auf. Die Steigerung des Mischfutters in der Gesamtration führte, mit Ausnahme bei den Ziegen, bei den drei übrigen Tierarten zu einer Erniedrigung des pH-Wertes im Pansen. Die Gehalte an Ammoniak und flüchtigen Fettsäuren in der Pansenflüssigkeit lagen bei den Ziegen signifikant höher als bei den Rehen, während zwischen Damwild und Schafen keine Unterschiede vorhanden waren. Es ist zu vermuten, daß bei Rehen eine schneller Absorption der Fermentationsprodukte über die Pansenwand ins Blut stattfindet. Sie besitzen auch die relativ größte Pansenabsorptionsfläche. Im Pansen aller Tiere kam es infolge höherer Mischfutteraufnahme zu einem geringfügigen Anstieg der Fermentationsprodukte. Von den leicht flüchtigen Fettsäuren nahmen im Pansen von Schafen, Damwild und Ziegen vor allem die Gehalte an Propion- und Buttersäure zu, während sich bei Rehen vornehmlich die Essig- und Buttersäurekonzentration erhöhte und die Propionsäurekonzentration rückläufig war. In der Protozoenkonzentration pro ml Pansensaft zeigten sich zwischen Damwild und Schafen nur geringe Unterschiede, während bei Rehen eine deutlich höhere Konzentration als bei den Ziegen gefunden wurde. Die Ration mit dem höheren Mischfutteranteil bewirkte bei allen Tieren einen Anstieg der Protozoenzahl. Die Zuwachsrate war jedoch bei den Rehen am stärksten. Hierin liegt vermutlich auch der Grund, daß bei dieser Tierart die Essigsäurebildung zunahm. Hinsichtlich der Zusammensetzung der Ciliatenpopulation des Pansens unterschieden sich die Tierarten nur geringfügig. Bei alle Tieren bildeten die stärkeabbauenden Entodinien die dominierende Protozoengattung. Die relative Pansenabsorptionsfläche der Rehe war gegenüber der der Ziegen 3,7fach, die des Damwildes gegenüber der der Schafe 1,6mal größer. Der Grund lag in erster Linie in einer signifikant höheren Zottendichte. Bei alle vier Tierarten wies der Pansenvorhof (Atrium ruminis) eine besonders große Absorptionsfläche auf, während in den beiden Pansensäcken die Oberfläche pro cm¬ am geringsten war. Die energiereichere Ration führte bei allen Tieren zu einer Verkleinerung der Gesamtpansenabsorptionsfläche infolge einer signifikanten Verringerung der Zottenzahl pro cm¬.