Standardsignatur
Titel
Neue Waldbehandlungskonzepte in Zeiten der Mittelkanppheit : Prinzipien einer biologisch rationellen und kostenbewussten Waldpflege : Montagskolloquien
Verfasser
Erscheinungsjahr
1999
Seiten
S. 451-459
Illustrationen
20 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200055442
Quelle
Abstract
Grosse Veränderungen im Umfeld der mehrfachen Ansprüche an den Wald machen eine Standortsbestimmung unserer bisherigen Waldbaukonzepte bzw. eine kritische Überprüfung ihrer Gültigkeit erforderlich. Auf die schweizerischen Verhältnisse, d.h. auf das Fallbeispiel eines in der Schweiz nun schon seit mehr als hundert Jahren praktizierten naturnahen Waldbaus, scheint sich die ökonomische Krise der Holzgewinnung heute entscheidender auszuwirken als die Forderung nach mehr ökologischer Anpassung. Die Gründe dafür sind folgende: Einerseits werden im naturnahen Waldbau ökologisch ausgewogene Prinzipien schon seit jeher angemessen mitberücksichtigt; andererseits erfolgt bis heute noch keine entsprechende Abgeltung der vielen anderweitig erfüllten Ansprüche der Gesellschaft. Infolge der ständigen Erosion der Holzpreise und der daraus resultierenden defizitären Ertragslage kann die multifunktionelle Leistungserbringung nicht mehr allein durch die Erträge aus der Holzproduktion finanziert werden. Bei einer solchen konzeptionellen Überprüfung werden zuerst die Grundsätze der Schädelinschen Konzeption nach maximal möglicher Wertschöpfung hinterfragt. Die Herausforderung einer an die hohe Wertschöpfung gerichtete pflegeintensive Waldbehandlung ist wegen der mitterweilen prekären Ertrags-Kosten-Schere auch immer schwieriger zu rechtfertigen. Das Ganze hängt im wesentlichen von den vielfältigen Möglichkeiten der Holzverwertung ab, also von der erfolgreichen zukünftigen Gestaltung der Holzkette. Im wesentlichen gilt es, den Produktionsprozess rationeller zu gestalten. Dabei sollen sowohl technische, organisatorische wie biologische Rationalisierungen in Gang gesetzt bzw. in einer optimalen Kombination angestrebt werden. Technische Rationalisierungen sind zu begrüssen, wenn sie die Erfüllung gesellschaftlich relevanter Werte nicht behindern. Sie sollen komplementär zu möglichen biologischen Rationalisierungen konzipiert sein. Letztere basieren auf den zwei Prinzipien der Konzentration und der Ausnützung der Naturautomation. Weil die Gewinnung des Holzes nur für einen Teil der Produkte kostendeckend erfolgen kann, stellen sich grundsätzliche neue Aspekte der Produktionsgestaltung. Zukünftig sind die zwei grundlegend entgegengesetzten Produktionsgrundsätze der Inputminimierung im Falle der Massenproduktion und der Optimierung des Kosten-Wirkung-Effekts im Falle der Produktion mit hoher Wertschöpfung bis auf die Stufe der Bestockung zu vereinigen. Zeitgemäße Produktionskonzepte führen zu einer situativen, d.h. baumweise differenzierten Betrachtung, je nach Wertvermehrungspotential der Bäume. Bei der Gestalung der durch die hohen Arbeitskosten immer mehr belastenden Pflegearbeiten, insbesonder in Jungbestockungen, soll das Selbstdifferenzierungspotential der Natur besser ausgenützt werden. In diesem Sinne gilt es bei den neuen naturopportunen Pflegeverfahren die drei Effekte der Waldpflege, nämlich Auslese, Betriebssicherheit und Wuchsförderung, gezielter als bisher einzusetzen, allenfalls durch zeitliche Zerlegung, und zwar in unterschiedlicher Art, je nach den drei Baumartenguppen Nadelholzarten, Laubholzarten mit obligatorischem monopodischenm Schaftbildungsmuster und Laubholzarten mit Neigung zu sympodischer Schaftformbildung.