Die auf Zechstein-Gips stockenden Buchenwälder des südwestlichen Kyffhäusers (Thüringen) zeichnen sich durch das fast gänzliche Fehlen einer Krautschicht aus. Um dieses Phänomen ursächlich zu erklären, wurden in einer Probefläche östlich Steinthaleben auf zwei Transekten verschiedene Standortfaktoren (relative Beleuchtungsstärke am Waldboden, Bodenwassergehalt, NH4Cl-austauschbare Kationen, Mächtigkeit der organischen Auflage) gemessen und mit vorliegenden Ergebnissen aus einem krautschichtreichen Buchenwald auf Muschelkalk bei Göttingen (Niedersachsen) vergliche. Weiterhin wurde die Konzentration (Biomasse pro Bodenvolumen) an lebenden und toten Feinwurzeln der Buche im Oberboden im Mai und September 1996 entlang der Transekte erfaßt. Lichtmangel kann als Ursache keine zentrale Rolle spielen; im Gipsbuchenwald erhält die Bodenvegetation mehr Strahlung als im Kalkbuchenwald. Geringe austauschbare Bodenvorräte an Magnesium und Kalium (und wahrscheinlich an Phosphor) sowie ungünstige Ca/Mg- und Ca/K-Verhältnisse scheiden als direkte Ursachen der Krautschichtarmut ebenfalls aus, weil benachbarte waldfreie Gipshügel eine artenreiche und geschlossene krautige Trockenrasen-Vegetation tragen. Wir stellen die Hypothese auf, daß (1) eine mächtige organische Auflage die Keimung von Krautschichtpflanzen durch sommerliche Austrocknung und/oder Abdeckung mit Laub (in Senken) erschwert, und (2) die sehr hohe Konzentration an Buchen-Feinwurzeln in der organischen Auflage und im mineralischen Oberboden das Wachstum von Krautschichtpflanzen infolge Konkurrenz behindert. Als Ursache des flachgründigen Feinwurzelsystems der Buche im Gipsbuchenwald werden ungünstige bodenchemische Verhältnisse im Gipsmehl-Verwitterungshorizont vermutet. Die Untersuchung von zwei weiteren Buchenwäldern zeigt für bodensaure Bestände eine signifikante negative Beziehung zwischen Deckungsgrad der Krautschicht und der Konzentration an Buchenfeinwurzel-Biomasse im Oberboden, so daß in Sauerhumus-Buchenwäldern Wurzelkonkurrenz eine zentrale Bedeutung für die Ausprägung der Krautschicht beizumessen ist.