Stehendes und liegendes Totholz größerer Stärkeklassen (Stämme und dicke Äste) ist in den schweizerischen Mittellandwäldern ein seltenes Gut. Mit knapp 5 mß/ha entspricht der Vorrat zwar mitteleuropäischen Verhältnissen, ist dabei aber etwa 10 bis 20mal geringer als in ungenutzten, ruwald-ähnlichen Beständen, wie sie vor allem aus Osteuropa bekannt sind. Auch vergleichbare nordamerikanische Wälder bleiben bei der dort üblichen Nutzungsart im Mittel totholzreicher. Liegendes Totholz bewirkt eine starke Habitatstrukturierung am Waldboden und wird von vielen Kleinsäugern (Wühlmäuse der Gattung Clethrionomys, Langschwanzmäuse Apodemus, Spitzmäuse Soricidae u.a.) intensiv genutzt. Auch für mehrere Marderarten (Martes), unter ihnen der Edelmarder (M. martes), spielt ein gutes Totholzangebot eine wichtige Rolle für die Habitatqualität. Die Arbeit gibt einen kurzen Literaturüberblick und stellt eine eigene Studie vor. Wir prüften in älteren Buchenmischbeständen im Sihlwald bei Zürich von Juni bis August 1996 mittels Lebendfangfallen, ob sich unterschiedlicher Totholzreichtum auf die Zusammensetzung und Dichte von Kleinsäugerpopulationen auswirkte. Es wurden zusammen 904 Rötel- (Clethrionomys glareolus) und Gelbhals-/Feld-Waldmäuse (Apodemus flavicollis/sylvaticus) gefangen, die sich auf 380 Individuen verteilten. Die Zahl gefangener Individuen unterschied sich bei beiden Arten zwischen den drei totholzarmen und drei totholzreichen Probeflächen (900 m¬) nicht, doch wurden die selben Tiere auf totholzreichen Flächen signifikant häufiger und teilweise auch über eine längere Periode wiedergefangen. Der Einfluß des Totholzangebots war zudem maßstabhängig und manifestierte sich vor allem kleinräumig: Fallen mit mehr Totholz in ihrer engeren Umgebung (auf 100 m¬ oder 1 m¬) waren signifikant stärker belegt, wobei Waldmäuse eher bei stärkerem, Rötelmäuse eher bei schwächerem Totholz vorkamen. Je nach Maßstab spielte auch Buchenjungwuchs oder niedrige Strauchbedeckung eine Rolle. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf den Bedarf an Deckung und die Fortbewegungsweise der beiden Mausarten diskutiert.