- Standardsignatur627
- TitelEntwicklungstendenzen im Gebirgswaldbau
- Verfasser
- ErscheinungsortWien
- Verlag
- Erscheinungsjahr1971
- SeitenS. 79-100
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200052941
- Quelle
- AbstractIn einem jahrhundertelangen Prozeß entwickelte sich im Ostalpenraum eine nachhaltige, kleinflächige Gebirgswaldbewirtschaftung. Eine Häufung von Katastrophen im 19. Jahrhundert führte zu heute noch bestehenden gesetzlichen Bewirtschaftungseinschränkungen. Beachtliche Fortschritte wurden in den letzten Jahrzehnten in der waldbaulichen Grundlagenforschung erziehlt. Bei der zunehmenden Bedeutung der Gebirgswälder für die Allgemeinheit expandieren die Sozialfunktionen bei stagnierenden Ertragsfunktionen. Schutzwälder im engeren und weiteren Sinne werden in Zukunft im alpinen Raum über die Hälfte der Fälche einnehmen. Eine kombinierte Ertrags- und Schutzwaldzielsetzung mit differenzierter Schwerpunktverlagerung wird die Regel sein. Im Gebirgswaldbau liegt gegenwärtig das Hauptproblem weniger bei der Weiterentwicklung und Verfeinerung der speziellen waldbautechnischen Verfahren für Bestandespflege und Verjüngung als vielmehr bei der Beseitigung der vielfältigen Hemmnisse, die einer produktionstechnischen Optimallösung entgegenstehen und zu weniger effektiven waldbaulichen Ersatzlösungen zwingen. Als zweckmäßiges Betriebsziel bietet sich standörtlich die weitgehende Ausnützung der Starkholzproduktionan. Bei der Baumartenwahl ist bei einem je nach Standort, Waldgesellschaft und Zielsetzung durchzuführenden biologisch-ökonomischen Optimierungsprozeß ein ausgewogenes Verhältnis von wirtschaftlich erwünschten, ökologisch erforderlichen und schutztechnisch notwendigen Baumarten herbeizuführen. Von dem nur für Sonderstandorte in Frage kommenden Plenterwaldbetrieb sollen so weit wie möglich die übertragbaren produktionstechnischen Prinzipien Anwendung finden: Konsequente Ausnützung der natürlichen Wuchskräfte zur weitgehenden Produktionsautomatisierung durch naturnahe leistungsfähige Mischbestände mit hoher Stabilität und Resistenz gegen Schäden. Die erste waldbauliche Intensivierungsmaßnahme im Gebirge ist die langfristig geplante und ausreichende Grob- und intensive Feinerschließung. Ohne zielgerechten Maschineneinsatz zu Rationalisierung der Arbeiten ist zukünftig kein intensiver Gebirgswaldbau mehr möglich. Die gegenwärtigen sich rasch ändernden Bringungssysteme haben sich an der langfristigen biologischen Zwangsproduktion zu orientieren, während sekundär die waldbauliche Produktionstechnik durch bewegliche Anpassung zur Erhöhung des nutzungstechnischen Effektes beitragen muß. Es sind für fahrbares und nichtfahrbares Geländes sowie zur Bestandespflege und Verjüngungsnutzung Mechanisierungshilfen ohne Gefährdung für Bestand und Standorte zu entwickeln bzw. zu vervollkommnen. Motwendig ist eine standorts- und bestandesindividuelle Ableitung des Verjüngungsverfahrens, das der Zielsetzung und den waldbautechnischen Möglichkeiten gerecht werden muß. Durch die generelle Wegerschließung und eine grundsätzliche Änderung der Transportgrenzen sind die bisherigen vertikalen Saumschlagverfahren überholt und z.B. für Abieti-Fagetum-Standorte den Wegen angepaßte Saumfemelschlagformen von Vorteil, die eine nutzungstechnisch erwünschte Konzentration des Hiebsanfalles stark fördern. Vordringlich ist die Verjüngung vieler überalterter Schutzwälder ohne Beeinträchtigung des Schutzes. Statt gesetzlich vorgeschriebener baumweiser Plenterung in Fichten-Steilhangwäldern ist nach Naturwalduntersuchungen eine langfristig geplante kombinierte natürliche und künstliche trupp- bis gruppenweise Verjüngung notwendig zur Schaffung eines Femelschlagwaldes. Auf vielfältige Grundlagenuntersuchungen kann die Hochlagenaufforstung zur Wiederherstelllung der Waldkrone zurückgreifen. Der größte Nachholbedarf im Gebirgswaldbau besteht bei der Bestandespflege. Durch die vielfältigen Hemmnisse kann die Praxis des Gebirgswaldbaues erst teilweise die dem Stand der Grundlagenforschung entsprechende Optimalbehandlung realisieren. Eine Reihe kurz- und mittelfristig wirkender Rationalisierungsmaßnahmen hat waldbauliche Fortschritte ermöglicht. An vielen Standorten garantiert nur eine deutliche Reduktion der seit Jahrzehnten überhöhten Wildbestände und zusätzliche Schaffung von Äsungsmöglichkeiten die nachhaltige Erfüllung der Ertrags- und Sozialfunktionen. Da im Gebirgswald mittel- bis langfristige Zielsetzungen dominieren, im Schutzwaldbereich aufwendige waldbauliche Maßnahmen ohne betriebswirtschaftliche Rentabilität notwendig werden, besteht die Gefahr, daß waldbauliche Vorbeugungsmaßnahmen unterbleiben. Zur nachhaltigen Sicherung der Schutzfunktion im zunehmenden Nichtertragswald wird die Öffentlichkeit in Zukunft waldbauliche und forstbetriebliche Maßnahmen direkt oder indirekt zu fördern haben.
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