Zentrales Ziel war die Bewertung der Bestimmung des Lipidmusters als chemische Untersuchungsmethode bezueglich seiner Aussagekraft zur Erkennung von Stressbelastungen in Fichtennadeln. Zu diesem Zweck wurde ueber den Zeitraum eines Jahres das Lipidmuster in den Nadeln dreier Fichten (Picea abies (L.) Karst., Nadeljahrgaenge 1987, 1986 und 1985) im Hoehenprofil Zillertal aufgenommen. Die Standorte unterschieden sich in ihrer Hoehenlage, in den Standortfaktoren sowie in dem auf sie einwirkenden Stressmuster. Hinsichtlich der anthropogenen Stresskomponente gilt das Zillertal als eher gering belastet. Der jahresdynamische Verlauf der Fettsaeuren in Summe, der kuerzer- und laengerkettigen gesaettigten sowie ingesaettigten Fettsaeuren und der Lipidklassen ist an den Standorten 1 und 3 sehr aehnlich. Anders bei der Nadeln der Fichte auf Standort 2, wo ueber die gesamte Beobachtungsperiode wesentlich geringere Unterschiede derselben Stoffwechselgroessen gegeben sind. Haeufig besteht eine inverse Beziehung von kuerzerkettigen und ungesaettigten Fettsaeuren, wie beispielsweise in den Monaten Jaenner und August bei den Probebaeumen 1 und 3. Entgegen der Meinung anderer Autoren scheinen fuer die Lipide Vorhaertungs- und Tiefenhaertungsschritt zur Ausbildung der Frostresistenz zeitlich wesentlich naeher zusammenzuliegen. Innerhalb der Gruppe der ungesaettigten Fettsaeuren korrelieren hohe Oelsaeure- mit niedrigen Linolensaeuremengen und vice versa. Im Jaenner unmittelbar vor Beginn der winterlichen Kaelteperiode und kurz vor dem Neuaustrieb der Nadeln im April sind die Oelsaeuregehalte stark erhoeht. Laut Literatur liegt ueber das ganze Jahr ein konstantes Phospho- /Glykolipidverhaeltnis vor. Dass konnte durch unsere Untersuchungen nicht bestaetigt werden. Vielmehr wurden im Feber 1988 etwa gleiche Mengen an Phospho-, Glyko- und Neutrallipiden gefunden. Im April geht der Phospho- und Glykolipidanteil zunaechst stark zurueck. Der Neutrallipidanteil verringert sich von diesem Zeitpunkt an staendig zugunsten der fuer das Wachstum der Membransysteme benoetigten polaren Lipide und erreicht unmittelbar nach dem Neuaustrieb im Juni einen Tiefpunkt vergleichbar mit jenem vom Jaenner. Phospho- und Glykolipide sind im Jahresverlauf durch eindeutige Mengenaenderungen gekennzeichnet, waehrend das Muster ihrer Fettsaeureuntergruppen annaehernd unveraendert bleibt. Hingegen aendert sich bei den Neutrallipiden der Prozentanteil der kuerzer- und laengerkettigen sowie ungesaettigten Fettsaeuren ueber das Jahr kaum, wobei diese Fraktion den hoechsten Laurin- und Myristensaeureanteil aufweist. Die in stark immissionsbelasteten Gebieten vorkommenden hohen Mengen an Sterolestern konnten in den Nadelproben aus dem Zillertal nicht gefunden werden. Aenderungen in der Zusammensetzung der lipoiden Substanzen zeigen sich fast ausschliesslich beim Nadeljahrgang 1987. .....