Die ungewöhnlichen Witterungsverhältnisse im Spätwinter 1990 führten zu mehreren, für süddeutsche Verhältnisse ungewöhnlich starken Stürmen innerhalb von knapp zwei Monaten. Die Temperaturunterschiede der über dem westlichen Atlantik zusammentreffenden kalten Polarluft und feuchtwarmer Subtropenluft waren im Winter 1989/90 besonders gross. Die dabei entstandenen Stürme wurden aufgrund des fehlenden osteuropäisch-asiatischen Kältehochs nicht wie gewöhnlich nach Nordeuropa bzw. zum Mittelmeer abgelenkt, sondern zogen direkt über Mitteleuropa. Die Sturmstärken und die Häufigkeit der Stürme innerhalb eines kurzen Zeitraumes in Verbindung mit extremen Niederschlägen sind als eigentliche Ursachen der verheerenden Sturmschäden anzusehen. Bei den grossen Sturmkalamitäten in der Vergangenheit wurde in der Regel die gleiche Konstellation, hohe Windgeschwindigkeiten in Verbindung mit sehr hohen Niederschlägen, beobachtet. Der Schwerpunkt der Sturmschäden lag in den südlichen Bundesländern Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg, die mit rund 66 Millionen Erntefestmetern Sturmholz etwa 90% der Schäden in der Bundesrepublik zu tragen hatten. Die Auswertungen im Rahmen des Kalamitätenplanes ermöglichte eine differenzierte Analyse des Schadholzanfalls. Obwohl sich die rund 15 Millionen Erntefestmeter Sturmholz in Baden-Württemberg relativ gleichmässig auf die Waldbesitzarten verteilten, war die tatsächliche Schädigung, bezogen auf die Vorratsverluste recht unterschiedlich. Danach weist der Staatswald mit 5% die höchsten Vorratsverluste auf, gefolgt vom Körperschaftswald mit 3,9% und dem Privatwald mit 3%. Über 90% des Gesamtschadens trat bei den Nadelbaumarten auf. Die Baumartengruppe Fichte/Tanne/Douglasie wurde überdurchschnittlich stark geschädigt. Die Sortenstruktur des Sturmholzes zeigte einen hohen Starkholzanteil bei der Baumartengruppe Fichte, während bei der Kiefer der Schwachholzanteil überwiegt. Die Schwerpunkte der Sturmschäden lagen in einer Nordostachse von Heidelberg nach Wertheim in einer Nord-Südachse von Ulm nach Leutkirch und in der Region Schrozberg- Öhringen-Heidenheim. Mit einem Vorratsverlust von 28% wurde die regionale Einheit Virngrund/Ries im Wuchsgebiet Neckarland am schwersten vom Orkan getroffen. Mit dem Auswertungsprogramm des Kalamitätenplanes wurden noch eine Reihe von Sonderauswertungen durchgeführt. Die Ursachen für die Orkanschäden lagen zweifelsohne an den extremen Witterungsverhältnissen im Spätwinter 1990. Für das Ausmass der Schäden und die grossen regionalen Unterschiede dürften jedoch eine Reihe von disponierenden Faktoren mitverantwortlich sein. Die Flächenanteile und Vorratsverhältnisse der sturmgefährdeten Baumart Fichte im öffentlichen Wald unterlag in der Vergangenheit deutlichen Veränderungen. Der durchschnittliche Vorrat von über 400 Vfm D.m.R./ha liegt deutlich über dem anderer Baumarten und den früher üblichen Vorräten. Nach den landeseinheitlichen Bestandestypen sind knapp 30% der Fichtenfläche als labil eingestuft. Die Bedeutung des Standorts für die Sturmgefährdung wurde bei der landesweiten standortskundlichen Betrachtung der grösseren Sturmflächen bestätigt. Auf den stabil eingestuften Standorten waren die Sturmschäden vergleichsweise gering, während die labilen Standorte in allen Wuchsgebieten sehr stark von Sturmschäden betroffen wurden. In den Hauptschadensgebieten wurden an geworfenen Bäumen auf stabilen Standorten u.a. die Wurzelballentiefe und der Gesundheitszustand der Schwach- und Grobwurzeln bei den vier Hauptbaumarten untersucht. Innerhalb einer Baumart variierte der Wurzelzustand je nach Substrat und bodenphysikalischen Merkmalen ebenso stark wie zwischen den Baumarten.