Die volkswirtschaftlichen und eventuell auch ökologischen Auswirkungen unterlassener Waldpflege sind dem Forstmann bekannt und in jüngster Zeit sogar in das Bewußtsein der Öffentlichkeit gedrungen. Es werden Subventionen zum Abbau von Pflegerückständen angeboten. Ungepflegter Wald wird leicht Opfer von Schnee, Sturm und Insekten mit den bekannten Nachteilen für Waldeigentümer, Marktpartner r und Allgemeinheit. Der außerplanmäßige Einschlag mit erhöhtem Arbeitsaufwand zwingt zum Unterlassen anderer Pflegemaßnahmen, was zu weiteren Katastrophen bzw. Wertzuwachsverlusten führen kann. Aus diesem Teufelskreis findet heraus, wer die Bestandespflege auf das Wesentliche konzentriert und perfekte, jedoch aufwendige Pflegeprogramme zunächst zurückstellt. Mit der Bestandespflege soll die Entwicklung sogenannter Z- (Zukunfts-) Bäume mit einem Minimum an Aufwand so gesteuert werden, daß diese die angestrebten Dimensionen und Qualitäten in möglichst kurzer Zeit erreichen. Etwa 80 % der gesamten Wertleistung während einer Umtriebszeit stammen aus der Nutzung des Endbestandes. Dem Nettowert der Durchforstungshölzer kommt somit eine relativ geringe Bedeutung zu. Wird aus Preis-Kosten-Gründen eine Durchforstung unterlassen, leiden Betriebssicherheit und Wertzuwachs der Z-Bäume. Pflegeanweisungen werden in der Praxis eher Eingang finden, wenn sie einfach und zahlenmäßig beschrieben sind und keine große waldbauliche Erfahrung erfordern, die man heute kaum mehr voraussetzen kann. Die Ertragskunde hat nachgewiesen, daß man sich relativ früh auf Z-Bäume festlegen kann, wenn diese vital und gesund sind. Die Vorteile früher Auswahl und Förderung sind - weniger Pflegeeingriffe, - weniger Schneebruch und Sturmschaden, - weniger Ästungskosten, da nur Z-Bäume zu ästen sind, - weniger Schälschäden (Rotwild) und Rückeschäden (Holzernte) an den markierten und eventuell und geschützten Z-Bäumen, - Sicherung beigemischter anderer Baumarten während der ganzen Umtriebszeit. Für jedes Produktionsziel kann die maximal mögliche Anzahl herrschender Bäume im Endbestand und damit die Anzahl zu pflegender Z-Bäume genannt werden. Sogenannte Reservisten stehen im Ernstfall nicht dort, wo eventuell ein Z-Baum ausgefallen sein mag. Durchforstungen sind zu ganz bestimmten Zeitpunkten fällig, nämlich dann, wenn die Z-Bäume zur optimalen Entwicklung einen größeren Standraum benötigen. Durchforstungsreserven bedeuten Wertzuwachsverlust und erhöhtes Betriebsrisiko. Betriebswirtschaftliche Reserven bildet man besser mit gesunden, hiebsreifen Althölzern, nicht mit schwachem Durchforstungsmaterial, das zudem kaum kostendeckend vermarktet werden kann. Zur Einführung einfacher Pflegeprogramme bedarf es intensiver Schulung der gesamten Forsthierarchie. Es wird das Merkblatt "Durchforstungshilfe Fichte 75" erwähnt und für Douglasie eine erste h/d-Leitlinie für Zukunftsbäume vorgestellt. Zur nachhaltigen Sicherung der Pflegeprogramme müssen diese in die zehnjährige Wirtschaftsplanung (Forsteinrichtung) eingebaut werden. Über Planung und Kontrolle können die Pflegeprogramme kontinuierlich und objektiv fortentwickelt werden. Es wird der Versuch erwähnt, mit einer Z-Baum-orientierten Kontrollmethode die bisherigen Baumzahlleitkurven zu ergänzen bzw. zu ersetzen. Ein derart konzipiertes Produktionsprogramm wäre universell anwendbar (in Rein- und Mischbeständen, in gleichaltrigen und ungleichaltrigen Beständen) und würde waldbaulich und forsteinrichtungstechnisch den Übergang zur Zielstärkenutzung und Naturverjüngung nahtlos ermöglichen.
24 (Bestandes- und Baumpflege) 165.3 (Allgemeines über Vererbung, Genetik und Züchtung, Variation [Praktische Anwendung siehe 232.13 und 232.311.3]) 535 (Bestockungsgrad (nach Baumzahl, Grundfläche, Masse usw.; sowohl relativ wie absolut))