Eberswalder Waldoekologie - Quellen, Ergebnisse und Zielstellungen : Europa im Umbruch - Auswirkungen fuer die Forst- und Holzwirtschaft - Aufgaben fuer die Forschung

1993

S. 85-95

Unselbständiges Werk

200045740

Das Profil der Eberswalder waldoekologischen Forschung und Lehre resultiert aus der von Anfang an betonten wesentlichen Bedeutung des Standortes fuer die Forstwirtschaft. Die stets beibehaltene Beachtung der standoertlichen Gegebenheiten verhinderte die Herausbildung extremistischer Positionen bis in die juengste Vergangenheit hinein. Diese einzig richtige Herangehensweise hat es auch mit sich gebracht, dass Erkenntnisse frueherer Generationen nicht veralteten, dass jede neue Erkenntnis, oft mit moderneren Instrumentarien ermittelt, die Beobachtungen der Altvorderen stuetzt, ausbaut bzw. in umfassendere Zusammenhaenge stellt. Die Zukunft der waldoekologischen Forschung, der sich das Institut fuer Forstoekologie und Walderfassung verpflichtet fuehlt, liegt in der Erkennung und Bewertung des eingetretenen und sich weiter vollziehenden Wandels der Standortbedingungen. Auf diese im wesentlichen vom Menschen ausgehenden Wirkungen und Veraenderungen sind Antworten zu geben. Sie sind herzuleiten aus der Waldvegetation und dem heute gegebenen raeumlichen Nebeneinander der verschieden konstellierten oekosystemrelevanten Komponenten in unterschiedlichen Waldoekosystemen. Ihre Lebensaeusserungen, ihre Struktur, Dynamik und Stabilitaet sind so zu analysieren, dass fuer das zu erwartende zeitliche Nacheinander bestimmter Veraenderungen die moeglichen Antworten der Forstwirtschaft, eingebunden in gesamtgesellschaftliche Zielstellungen, rechtzeitig abgeleitet werden koennen. Ich schliesse mit Worten des russischen Dichters LEONOW, der in seinem Buch "Der russische Wald" sagt: "Der Wald ist eine einzigartige, fuer jedermann sprudelnde Quelle des Wohlergehens, der die Natur, sei es aus Guete oder aus Tuecke, kein Sicherheitsschloss vorgelegt hat. Gewissermassen vertraut sie diese Vorratskammer der menschlichen Klugheit an, damit diese" (ich fuege hinzu: bei Nutzung durch den Menschen) "jene sinnvoll-gerechte Ordnung darin herstelle, die die Natur selber nicht herstellen kann." Diesem Auftrag muss sich die forstoekologische Forschung stellen.